Mathias Richling

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Doch, doch, ich erinnere mich: ich habe diese Ausgabe des ARD-„Scheibenwischers“ gesehen. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, ob die Sendung vor oder nach Publizierung meines Beitrags zum Thema lief.

Egal, jedenfalls bekam Mathias Richling mächtig Ärger, weil er – in der Figur eines alpenländischen Spießbürgers – Satirisches über den Fall Josef Fritzl zum Besten gab. – Sie wissen doch noch, wer das ist? Ich frage nur, weil hier das in unserer Mediendemokratie vorherrschende Gesetz der Kurzlebigkeit sich durchgesetzt zu haben scheint.
Das ist einerseits wenig erstaunlich, weil es sich ja eben um ein Gesetz handelt, das allenfalls im Falle wirklich ernster Krisen (Beispiel: Spritpreis) ausgesetzt wird. Andererseits schon überraschend, weil die Bigotterie im Falle Amstetten mitunter mittelalterliche Intensität anzunehmen schien.
Ohne mich Vorstadt-Lästermaul mit dem großartigen Richling auf eine Stufe stellen zu wollen, war auch für mich unverkennbar, dass bei diesem, gern mit dem Begriff „Inzest“ angedeuteten Verbrechen die Volksseele nicht zu Späßen aufgelegt ist (oder „war“). Ich habe zwei Reaktionen dokumentiert; Herr Hartung dürfte gesamtgesellschaftlich, um eine Formulierung Eduard Zimmermanns aufzugreifen, „leider ein Einzelfall“ gewesen sein. Kein Wunder: denn die mediale Aufbereitung dieses entsetzlichen Geschehens war ... ich sage es mal so: weder in den Boulevard- (logisch) noch in den seriösen Medien (bedenklich) in jedem Beitrag hundertprozentig auf der Verfassungsleitlinie namens „Menschenwürde“.

Nun hat der „Spiegel“ Mathias Richling auf seine „Scheibenwischer“-Nummer angesprochen und das Interview in seiner gestrigen Ausgabe (Nr. 21/2008) veröffentlicht.
Wie Sie wissen, darf ich es nur in Auszügen wiedergeben – siehe unten.

Werner Jurga, 20.05.2008

 

„Spiegel“: Herr Richling, kann man über Josef Fritzl und seine Taten überhaupt Satire machen?

Richling: Mann kann nicht nur, man muss das satirisch abhandeln ...

„Spiegel“: Sie überschreiten dabei die Grenze des guten Geschmacks. Einige Zuschauer waren empört.

Richling: Grenzüberschreitungen sind die legitimen Mittel der Satire ... Die Würde des Menschen wird durch das Verbrechen radikal aufgehoben, davon spreche ich in meinem Beitrag.
...
„Spiegel“: Gibt es Grenzen?

Richling: ... Selbstverständlich darf es kein Gelächter über die Opfer geben. Satire ist, falls wir es schon vergessen haben sollten, radikal human.

 

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