Johannes Heesters

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Vor gut einem Jahr war Johannes Heesters zu Gast bei Maischberger. Am 28.11.2007 hatte ich dazu Folgendes notiert. Manchmal kann ich richtig gutmütig sein. Aber Jopie ist verdammt starrsinnig. Das Alter?

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Er ist mit seiner 45 Jahre jüngeren Frau Simone Rethel erschienen; und die beiden (siehe Foto) erzählten eine Menge vernünftiger Sachen. Was sie sich alles habe anhören müssen, so einen Opa zu heiraten, schilderte Frau Rethel-Heesters, die sehr engagiert gegen Altersdiskriminierung kämpft. Dass ihr Mann – jetzt 103 - „noch“ auf der Bühne stehe sei unwürdig, mache er sich doch als „Tanzbär“ lächerlich. Dabei ist Johannes Heesters, der – wie mein Lieblingsonkel „Jopie“ genannt wird – top fit – natürlich „für sein Alter“. Nur die Augen wollen nicht mehr so: Jopie ist so gut wie blind. Zweimal pro Woche geht er ins Fitness-Studio, trainiert dort hart, und ist dort sehr beliebt bei den Therapeuten, motiviert er doch die anderen, also jüngeren „Alten“ ganz enorm.
Aber Jopie raucht. Was die Tagesration angeht, scheint er etwas geflunkert zu haben. Jedenfalls kann Heesters sich über die sich ausbreitende Diskriminierung der Raucher aufregen. Da kann ich ihm folgen.
Als er so weit geht, all diese Restriktionen erinnerten ihn an die Zeit damals, fügt er schnell hinzu: „nicht ganz so schlimm wie damals“.

Eingespielt wurde aus der UFA-Revue „immer nur Du“ sein Solo „Man müsste Klavier spielen können“. Das war 1941; der junge Käskopp verbreitete mächtig gute Laune. Sandra Maischberger erkundigte sich direkt nach der Einspielung nach der damaligen „Eleganz“, dem damaligen „Stil“. Womit sie freilich Heesters Entertainment meint. Nein, nein, sie hat die Sendung schon sehr gut gemacht. An dieser Stelle, etwa zu Beginn, als noch gar nicht über das Alter gesprochen wurde, wäre Jopie bei einer kritischen Frage gewiss sofort ausgeflippt. Etwa eine halbe Stunde später kam sie dann doch auf seinen Karrierebeginn in der Nazizeit zu sprechen.
An anderer Stelle sagte Heesters einmal: „Ich habe es nicht für Herrn Hitler getan, sondern für meine Karriere.“
1934 hatte er seine Heimat verlassen und durfte seither dort nicht mehr auftreten. Jetzt, wo absehbar auch sein Leben sich dem Ende entgegen neigt, haben auch die Holländer ein Einsehen. Die großen Zeitungen des Landes haben ihn rehabilitiert. Am 10.02.2008 kann er in seiner Geburtsstadt Amersfort auf der Bühne stehen. Es sei nämlich nun bewiesen, und das sei der Grund für den Meinungsumschwung, dass er zwar ein KZ besucht habe, aber nicht den SS-Schergen vorgesungen habe. Man fragt sich, warum sonst die SS ihn dort mal gucken ließ.
Als Heesters eine Bemerkung von Frau Maischberger so aufgefasst hatte, als habe er dort gesungen, wurde er richtig laut und stampfte seinen Gehstock auf den Boden: „Das ist eine Lüge!“

Seien wir ehrlich: Jopie hätte, auch wenn er gewollt hätte, gewiss niemanden retten können. Die Angelegenheit liegt über 60 Jahre zurück. Jopie ist kein Nazi und war wohl auch nie einer. Im Ernst: ich freue mich, dass er zuhause singen darf!

Werner Jurga, 28.11.2007

 

P.S.:  Auf die Frage, warum er mit Heesters so nachsichtig sei, mit von Karajan aber nicht, antwortete einst ein niederländischer Schriftsteller: „weil von Karajan intelligent war.“

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