Prof. Korte

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

So ist das: wenn es mal so richtig hart auf hart kommt, knüppeldicke – in der Partei oder Gewerkschaft, in der Kirchengemeinde oder im Sportverein, am Arbeitsplatz oder in der Familie -, also: in der hier am Ort unter diesen Umständen üblichen, etwas deftigen Sprache formuliert, wenn die Kacke so richtig am Dampfen ist, dann stoßen Sie natürlich immer wieder auf diese Zyniker, diese Möchtegern-Schlaumeier, die ganz locker am Rande stehen, ihre Witzchen reißen oder – wenn ihnen gerade mal nichts Witziges einfällt, einfach nur rumnörgeln.
Gott sei Dank gibt es aber auch die Anderen. Diejenigen, die sich verantwortlich fühlen, die mit anpacken. Die mit Rat und Tat versuchen, die Karre aus dem Dreck zu ziehen. In der Krise erkennst Du die Leute, auf die Du angewiesen bist, und die, auf die Du allzu gern verzichten würdest. Und die SPD ist jetzt in einer Krise. Die braucht jetzt Leute, die etwas vom „Handwerk“ verstehen. Also Politikwissenschaftler, die – wenn schon nicht mit Tat – zumindest mit Rat die Karre aus dem Dreck ziehen (lassen).

Gott sei Dank hat die SPD Glück, Gott sei Dank hat sie Professor Karl-Rudolf Korte.
Der „Essener Politikwissenschaftler“ - wie bitte ?! Jetzt geht ´s aber los ! Erst schlägt man unsere Duisburger Uni der Essener zu, und schon meint die Essener Zentralredaktion, ihre schrumpfende Stadt mit den besten Fernsehstars schmücken zu können. Damit das klar ist: Korte forscht und lehrt in Duisburg, basta! Was man halt so „Forschung und Lehre“ nennt ...
Jedenfalls hat das Essener (hihi) Internetportal derwesten.de heute ein „Expertengespräch“ mit dem Leiter der NRW school of governance veröffentlicht. Obgleich wir annehmen müssen, dass hier Korte als der eine Experte gilt, bleibt im Dunkeln, wer eigentlich der andere Experte sein soll. Wahrscheinlich die Redakteurin, na egal ... – einfach mal hören, was die Wissenschaft so sagt:
Politologe Prof. Karl-Rudolf Korte spricht von einem "vergifteten Geschenk". - Ach so, äh: was jetzt ? - Das öffentliche Lob von Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine für SPD-Chef Kurt Beck. Richtig, stand da ja. Interessant: Die Mitglieder, die die SPD eher in der politischen Mitte verankert sehen wollen, empfänden die öffentliche Sympathie-Bekundung von Lafontaine eher als „vergiftetes Geschenk“, während die Linken ganz naiv auf den Oskar reinfallen. Das Gegenteil von „links“ ist „politische Mitte“, und da empfindet man selbstredend ganz genau so wie der Fachmann. Die haben das richtige Gefühlsleben – „also die Steinmeiers und Steinbrücks“ (Korte). Herr Professor, Herr Professor, ich weiß was, zu denen sagt man jetzt in der Szene: „die stones“. Witzig was? – Krieg ich jetzt eine Zwei, Herr Professor ?
Das nur nebenbei, zurück zu Ihnen. Sie glauben ja gar nicht, was der alles weiß, dieser Korte, mal aufgepasst: Die Gefahr, dass sich die SPD mehr als ein Jahr vor der Bundestagswahl weiter über den richtigen Kurs streitet, ist also groß.
Nein! So ernst ist die Lage ? Nicht, dass das tatsächlich passiert. Der ist aber auch gefährlich, dieser Lafontaine. Achtung:
Die Charme-Offensive von Linkspartei-Chef Lafontaine nutze demnach der Linken aktuell mehr als der SPD. - Frechheit: da geht ein Parteichef hin und nützt der eigenen Partei mehr als der Konkurrenz. Aber nur „aktuell“, Ätsch ! – Und „langfristig“? Meister, was können wir da machen?
Langfristig müsse allerdings die SPD das Heft des Handelns wieder in die Hand nehmen, rät Korte.
Ach Mensch, klar Herr Professor ! Und da dürfen wir, wenn ich Sie richtig verstehe, ruhig auch mal unsere linke Meinung sagen und mit denen zusammen, oder ...?
... aber nicht, wenn diese sich sehr weit nach links strecke, also Passagen des Kommunistischen Manifests in das Parteiprogramm aufnehmen wolle.
Kommunismus ? Nee klar: natürlich nicht, Meister ! Sind das denn echt alles insgeheim Kommunisten, Herr Prof. Korte ?
Keine Berührung mit dem Kommunistischen Manifest wollen nach den Worten Kortes die Anhänger der „ostdeutschen Volkspartei PDS“ und die „gewerkschaftsnahe WASG“.

Keine Berührung mit dem Kommunistischen Manifest hatte ganz bestimmt auch der Politologen – König nicht, niemals nicht, bestimmt nicht.
Ob die WAZ, also in ihrer Papierausgabe,  heute einfach keinen Platz hatte für dieses „Expertengespräch“, oder ob der Redaktion aufgefallen ist, dass sich mit dieser Mischung aus banalem Stammtischgeplapper, rechtssozialdemokratischer political correctness und entwaffnender Inkompetenz zwar gut Karriere machen lässt, dass sich nichts, aber rein gar nichts daraus lernen lässt ? Die heutige WAZ verheimlicht und Kortes Einsichten und fragt stattdessen:

Das Manifest - was war das gleich?

Da steht dann: Das Programm wurde von Karl Marx und Friedrich Engels im Auftrag des Bundes der Kommunistischen Partei verfasst und erschien am 21. Februar 1848 in London ...
Kommunistische Partei – aha ! – Und schon ein bisschen alt, 160 Jahre, der spinnt doch, der Lafontaine ...
Berühmt sind die Anfangszeilen: "Ein Gespenst geht um in Europa - das Gespenst des Kommunismus." Ja genau, habe ich schon einmal gehört ...
Manchen Historikern gilt es als das einflussreichste politische Schriftstück seit der Menschenrechtserklärung der Französischen Revolution. – Äh, ja wie jetzt ? Kommunistische Historiker oder was ?
Im Rückblick lässt es sich lesen als eine knappe und treffende Beschreibung des Kapitalismus im 20. und 21. Jahrhundert. Mit einiger Präzision beschreiben Marx und Engels die Mechanismen des Kapitalismus, sehen die Auflösung der Nationalstaaten, Arbeitslosigkeit, Lohndumping und Globalisierung voraus: "Das Bedürfnis nach einem stets ausgedehnteren Absatz für ihre Produkte jagt die Bourgeoisie über die ganze Erdkugel."
Guck mal einer an: bei der WAZ ein kommunistischer Redakteur ... ob wegen dieses Herrn Onkelbach der angesehene Freiheitskämpfer Korte der Zensur zum Opfer fiel ? – Ja okay, von Kapitalismus, Sozialismus und so verstanden Marx und Engels ja was, nützt uns aber nicht bei den gegenwärtigen globalen Problemen. Kann er ja nichts für, der Marx, konnte er ja im 19. Jahrhundert noch alles nicht wissen: Umweltkatastrophe, Bevölkerungsexplosion und alles.
Auch die zwangsläufige Naturzerstörung beschreiben sie: "Unterjochung der Naturkräfte, Maschinerie, Anwendung der Chemie auf Industrie und Ackerbau, (...), Urbarmachung ganzer Weltteile, Schiffbarmachung der Flüsse, ganze aus dem Boden hervorgestampfte Bevölkerungen (...)"
Mhh, woher wussten die das bloß ? – Na egal, auf jeden Fall waren es auch so verblendete Ideologen:
Was bislang indes ausblieb ist die Prognose, dass die Bourgeoisie mit dem Proletariat ihre eigenen Totengräber produzieren werde.
Aha ! Und überhaupt, was soll das heißen, Herr Onkelbach, „bislang“? – Ein Kommunist, sag´ ich doch ! – Andererseits, wenn man es recht bedenkt: die Krupps und die Flicks, die Daimlers und die Siemens´ sind längst schon enteignet, die Aktien dieser Gesellschaften gehören zwar weniger den Arbeitern, mehr den Angestellten, gerade denen, die in den Flugzeugen in die entlegensten Winkel der Welt zwecks Markterschließung reisen, und so richtig mit Marktwirtschaft haben die auch nichts am Hut ... Waren doch nicht so ganz von Dummsdorf, die beiden, Marx und Engels:
Im Grunde ist das Manifest weniger Parteiprogramm als Geschichtstheorie ... Das Programm ist keine Anklage, keine Sozialkritik, keine Moralpredigt, sondern ein schonungsloses Stück Aufklärung, das die Menschen zwingt, nüchtern ihre Rolle im Ganzen zu betrachten. Danach hat jeder - Prolet, Arbeiter oder Kapitalist - seine Position und seine Aufgabe und wirkt am Lauf der Geschichte mit - ob er will oder nicht.

Werner Jurga, 15.04.2008

Die blau dargestelten Zitate sind aus dem Expertengespräch, heute in derwesten.de.
Die rot dargestelten Zitate sind aus der WAZ vom 15.04.2008.

 

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