So ist denn auch die SPD offensichtlich der erste Adressat Kortes. Originalton: die Linke “vereinnahmt die für die SPD wichtige Vorfeldorganisation der gewerkschaftlichen Vertretungen.“ – Da werden sich die Gewerkschaften aber freuen! Von der Linkspartei lassen sie sich vereinnahmen, obwohl sie doch an sich die Vorfeldorganisation der SPD sind. Nun gut, ließe sich einwenden, ein Politologe muss die Wahrheit auch dann sagen, wenn sie dem ein oder anderen nicht gefällt. Auf Gefahren aufmerksam machen: „agiert sie geschickt im Gewerkschaftsmilieu“, hat Korte beobachtet. So kennt man ja die Kommunisten. Und das ist ja klar: wenn man die Arbeitnehmer erreichen, die Sozialdemokraten aufrütteln will, kann man sich nicht einer allzu akademischen Sprache bedienen. Da muss man auch mal im Boulevard-Stil posaunen: „Die Linke wildert vor allem im Revier der SPD.“ Abgesehen von der Sprache („Wilderer“), die nicht nur einen primitiven Bildzeitungs-Antikommunismus verrät, sondern auch eine Einstellung, derzufolge Wählergruppen gefälligst in ihr Revier gehören, ist Kortes Stammtisch-Weisheit ja gar nicht mal völlig falsch. Schließlich hat die Linkspartei in Hessen ein Drittel ihrer Stimmen von ehemaligen SPD-Wählern bekommen. Und doch: zu undifferenziert, wie man an der Uni so sagt. Zwei Drittel der Stimmen müssen ja irgendwo anders herkommen. Hätte er sich mal die Tabelle unten rechts angesehen, hätte Korte das wissen können. Und wenn er dann noch meine Kolumne vom 2. Februar gelesen hätte (Auszug unten links), wer weiß: vielleicht wäre Prof. Korte zu Einsichten gelangt, denen das Prädikat „wissenschaftlich“ nicht hätte verwehrt werden können.
Werner Jurga, 10.02.2008
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