Oh Gott, Karl!

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Jetzt, da die eine Serie beendet ist, da Beck back to base ist, wäre es eigentlich eine günstige Gelegenheit, auch auf den anderen, na ja, sagen wir: den eigentlichen Star dieser kleinen lustigen Webseite zu verzichten. Ob Karl Janssen geahnt hat, dass ich mir darüber Gedanken mache? Ob er es nicht will, oder ob er gar nicht anders kann – ich weiß es nicht. Selbst nachdem ich gestern Morgen den WAZ-Bericht über den turbulenten Verlauf der Schulausschuss-Sitzung gelesen hatte, dachte ich mir, nein: ich sagte zu mir: „Ach, lass mal!“
Ich hatte und habe einfach keine Lust mehr, über den Duisburger Jugenddezernenten zu schreiben. Außerdem habe ich – das sind die Fakten, Fakten, Fakten – immer an die Leser zu denken. Dieser Janssen-Klamauk läuft sich doch tot, sagte eine innere Stimme. Ja, ich höre Stimmen! Das kann überhaupt nicht ausbleiben, wenn Sie sich gedanklich auf dieses Alpha-Tier einlassen. Der Mann macht mich noch verrückt.
Ich saß, wie eigentlich immer, äußerst missmutig einsam am Frühstückstisch, als ich von Janssens neuem Meisterstück las. Ich spürte, wie ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Das muss ich zugeben: Karl Janssen wirkt durchaus auch stimmungsaufhellend; er ist so eine Art Droge. Man weiß: das tut Dir eigentlich nicht gut, und doch will und braucht man mehr und mehr davon. Die Überdosis macht Dich zwar bekloppt in der Birne; aber Du grinst und grinst und hast irgendwie so ein gutes Feeling, auch mental und so. Also:

Was war denn nun im Schulausschuss los?

„Hitzige Schuldebatte“ lautet die Überschrift des WAZ-Artikels; darunter als Unterüberschriften: „Wahlkampfstimmung im Ausschuss.“ „Bildungsplan sorgt für jede Menge Zündstoff.“
Zunächst erläutert Janssens Mann fürs Grobe, also fürs Arbeiten, den Schulentwicklungsplan. Der Leiter des eigens für Janssen Arbeiten geschaffenen Amtes für Bildung, das inzwischen zur „Bildungsholding“ mutiert ist, schon damit es moderner klingt, vielleicht aber auch weil Mutationen von Anfang an nicht auszuschließen waren, also Ralf Hörsken referierte Dies und Jenes, schön und gut, und stellte in Aussicht, 2010 den nächsten Bildungsbericht vorzulegen.
Da hat der Sprecher der Roten aber Schwarz gesehen: „sechs Jahre“ werde nicht gehandelt, hielt Dr. Pietsch (SPD) den CDU-Leuten vor. Und zwar würden die das deshalb so machen, um das Thema aus dem Kommunalwahlkampf herauszuhalten. Auf Pietschs Einwand, an den Zahlen stimme etwas nicht, weil auf dem Weg von einer Grund- zu den weiterführenden Schulen 300 Kinder – rein statistisch gesehen - verschwunden sind, reagierte Hörsken mit der Zusage, dies bis zur nächsten Sitzung in Ordnung zu haben.

Karl, der Kampfelefant – mit Florett

Ja Leute, da kennt Ihr aber unseren Karl schlecht! Dieses grobe Zeug mit all den Zahlen und so, das ist nichts für unseren Top-Mann. Wenn so ein roter Doktor seinen schwarzen Mann fürs Grobe so schräg von der Seite anmacht, dann gibt es für Janssen kein Halten mehr. So etwas riecht der: hier ist die feine Kunst der Wahlkampfführung gefragt. Und da ist er ja erfahren – neulich noch innerparteilich in seinem Wohnort Münster. Karl Janssen, ein Kämpfer für Schwarz-Grün.
Also auf in den Kampf für seinen Ralf Hörsken! Nicht mit dem Degen der groben Zahlen, sondern ganz fein, mit dem Florett bringt Karl dann eine Spitze gegen die SPD, indem er süffisant anmerkt:

“Was ich bei meinem Amtsantritt hier vorgefunden habe, war ein Schrotthaufen!“

Das hat gesessen. Es sind Sätze wie diese, die aus einem Janssen einen richtigen Karl Janssen machen! Dass sein Vorgänger im Amt des Jugenddezernenten Dr. Greulich von den Grünen, der heutige Stadtdirektor, war – geschenkt. Dass die Sozis sich an so einem Kleinkram hochziehen – typisch.
Ein „Schrotthaufen“ war es, und deshalb, ja genau deshalb hatte Janssen auch weiß Gott Besseres zu tun, als sich darum zu kümmern herauszufinden, wer denn nun sein Amtsvorgänger gewesen sein könnte. Statt in die Vergangenheit blickte er sogleich nach vorn. Die Frage stellte sich, wer könnte denn hier mal meine Arbeit machen?
Und prinzipiell gilt: Konzentration auf das Wesentliche! Der Schrott musste weg; alles andere Wünschenswerte kann da dann nicht in drei, vier Jahren geschafft werden. Das nervt den Herrn Dezernenten selbst am meisten. So könnte und müsste das ganze Briefing unbedingt mal verbessert werden. Es hätte ihm doch wirklich jemand einmal erzählen können, wer vor ihm im Amt war.
Aber genau wegen dessen Schlamperei ist genau dies ja gerade zu kurz gekommen. Ob der Volksmund so etwas meint, wenn er spricht:

Ein guter Vorgänger macht gute Nachtreter

Wer weiß das schon? Der Janssen wahrscheinlich nicht; das ist nämlich Bildung, und da ist der Hörsken für zuständig. Überhaupt, dieser Hörsken! Das ist bestimmt so einer, der bevor er überhaupt einen neuen Job anfängt, schon den Namen des bisherigen Stelleninhabers kennt. Okay, bei seinem Job jetzt konnte er sich diese Mühe sparen. Aber bei seinem nächsten Job … ganz bestimmt, 100%ig; das ist halt kein Karl Janssen.

Werner Jurga, 10.09.2008

 

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