Erst vor drei Tagen konnte ich berichten, dass der Duisburger Kultur- und Bildungsdezernent bereits am 02.06.2008 Denkwürdiges zum Thema Arbeitslosigkeit geäußert hatte. Karl Janssen betonte, „dass das Thema Armut und Arbeitslosigkeit Duisburger Bürger ,sehr emotional´ beschäftige.“
Ich kommentierte: Super, Karl Janssen! Gut, dass Sie es mal gesagt haben. Arbeitslosigkeit, wie sich das schon anhört. Aus diesem Thema müssen endlich mal die Emotionen raus! Dass Janssen angemerkt hatte, dass die Duisburger das Thema Arbeitslosigkeit „sehr emotional beschäftige“, ist eine Tatsache. Dagegen kann die nun folgende Story, die angeblich erklärt, wie Janssen auf die Problematisierung der emotionalen Beziehung des Duisburger an sich zur Arbeitslosigkeit als solcher gekommen sein soll, keineswegs als erwiesen betrachtet werden.
Die Degenhardt- Cousins
Wie aus für gewöhnlich gut informierten Kreisen des Duisburger Rathauses zu hören ist, soll Janssen einen Mitarbeiter beauftragt haben, ihn aus Anlass des „Politischen Nachtgebets“ in der Karmelkirche mit bedeutenden Äußerungen des katholischen Klerus zum Thema Arbeitslosigkeit zu versorgen. Schon damit er nicht wieder ratlos durch die Gegend laufen muss, klagend: „Ich bin nicht gebrieft.“ Dummerweise soll sein Dienstobliegender dabei angenommen haben, bei dem unten dokumentierten Degenhardt-Text handele es sich um ein Hirtenwort des 1978 verstorbenen Paderborner Erzbischof Johannes Joachim. Da die Zeilen zur Arbeitslosigkeit von 1977 stammen, hätte dies ja auch sehr gut sein können. Sie sind jedoch nicht von dem rigorosen Katholiken, sondern von seinem gleichnamigen und nicht minder rigorosen Cousin Franz Josef zum Vortrage gebracht worden. Obwohl der Vetter – ebenso wie Johannes Joachim Degenhardt – aus gutem Schwelmer Hause stammte, ist Franz Josef allerdings zumindest aus der Art, sagen wir es frei heraus: auf die schiefe Bahn geraten. „Liedermacher“ und „Schriftsteller“ nannte sich dieser kommunistische Agitator. Auf diese Panne beim Briefing angesprochen, will Karl Janssen angeblich schon einmal etwas davon gehört haben, dass es auch einen einigermaßen bekannten Polit-Sänger namens Franz Josef Degenhardt gebe oder gegeben habe. Er habe aber, heißt es, nicht annehmen können, dass es sich bei diesem, seinem Briefing beiliegenden, Text um kommunistische Propaganda gehandelt habe. Dies sei ihm, wird erzählt, gar nicht so vorgekommen.
Tja, mein lieber Janssen, wie soll ich das jetzt erklären? Dieser Text ist so ernst gar nicht gemeint. Oder doch – so eine Art Glosse. Ironie oder so. Ach, jetzt habe ich es: so etwas nennt man auch Satire. Aber – wie soll ich das erst mal erklären? Egal – den Typen, der Sie mit so einem Dreck ausstattet würde ich auf jeden Fall sofort rausschmeißen. Ach kommen Sie, hören Sie jetzt bloß auf mit Arbeitslosigkeit und so. Wissen Sie: Aus diesem Thema müssen endlich mal die Emotionen raus!
Werner Jurga, 23.06.2008
P.S.: Die Degenhardts haben übrigens beide ihren Doktor gemacht. Da fällt mir ein: ich auch. Und als ich schon einmal den Entwurf der Endfassung meiner Arbeit meinem Gutachter gegeben hatte, schrieb der handschriftlich drunter: „Amen! – So wie Sie argumentieren nur katholische Moraltheologen und leninistische Ideologen.“ Frechheit. Der kannte mich doch ganz gut. Der musste doch gewusst haben, dass ich mehr so ein lockerer Anarcho-Typ bin. Nix mit Ideologien und so ...
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