Gegendarstellung

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die Gegendarstellung liegt vor. Logisch: nicht jurga.de, sondern der WAZ Duisburg - die exklusiv über Janssens Kumpel berichtet hat, der aber gar nicht sein Kumpel ist.

in dubio pro reo

Man darf nicht so einfach alles glauben, was in der Zeitung steht.
Da meldet der Chefredakteur der WAZ Duisburg am 26.10., Dezernent Janssen habe einen „engen Parteifreund als Top-Kandidaten für die Stelle des Amtsleiters gefunden. Und ich Naivling glaube das mal so einfach.

Offenbar bin ich da einer Kampagne auf den Leim gegangen. Seit Tagen, wenn nicht Wochen macht die SPD Stimmung gegen die „Schaffung der Chefstelle“ (WAZ 27.10.) für das neue Amt für Bildung. Die haben ihren Ratsherren Dieter Lieske richtiggehend angesetzt auf den armen Janssen. Okay, die Sozis. Aber dass sich die WAZ da so willfährig anschließt ...
Aber der Kulturdezernent ist nicht so ein Typ, der sich so einfach alles gefallen lässt. Blitzschnell – sonst eigentlich gar nicht seine Art – hat Karl Janssen reagiert: „Ich kenne Seeger nicht“ (WAZ Duisburg, 27.10.). Man kann ja auch nicht jeden Dreck, mit dem man beworfen wird, so ohne weiteres auf sich sitzen lassen. Der Dezernent wörtlich – Mario Barth würde vor diesem Gag einfügen: „pass opp!“ –, also Karl Janssen – ich füge ein: „kein Scherz“ – echt wörtlich: Herr Dr. Dr. Joachim Seeger ist mir – entgegen der Behauptung in der WAZ – persönlich nicht bekannt. Ich kenne den Mann nicht. Er ist kein Kumpel von mir.“

Was soll man denn da noch glauben? Die WAZ sagt so, der Janssen so. Jedenfalls gilt: in dubio pro reo. Für meine Leser ohne großem Latinum: im Zweifel für den Angeklagten. Zumal es nicht verboten wäre, den Herrn Doppeldoktor zu kennen, oder gar sein Kumpel zu sein. Aber Janssen kennt Seeger nicht; müssen wir also glauben. Auch dann, wenn es gar nicht so aussieht. Zwar sagte schon der olle Karl (nein, nicht Janssen) Marx „wenn Schein und Sein zusammen fielen, bedürfe es keiner Wissenschaft“ – aber dieser Marx soll ja auch nicht so für das Rechtsstaatliche gewesen sein.
Pro reo, sogar in dubio! Erlaubt sind Zweifel freilich schon, sind ja die Grundlage jeder Aufklärung, die wiederum Grundlage jeder Rechtsstaatlichkeit sind. Lasset uns also zweifeln! Karl Janssen (CDU) war, bevor er nach Duisburg kam, hoher Amtsträger in Recklinghausen. Joachim Seeger (ebenfalls CDU) wohnt seit Menschengedenken in Recklinghausen. Da könnte man ja meinen, die beiden seien sich schon einmal begegnet. Kann sein, muss aber nicht. Wissen Sie etwa, wie groß die Recklinghausener CDU ist? Ich weiß es nicht; und leider bin ich auch noch nicht dazu gekommen zu recherchieren, wie viele Mitglieder die CDU in Recklinghausen hat. Bestimmt eine ganze Menge! Und selbst wenn es nicht ganz so viele wären: was besagte das schon? So ein wichtiger Mann wie Karl Janssen kann nun einmal nicht jeden x-beliebigen Doppeldoktor in seinem CDU-Kreisverband kennen. Und selbst für den Fall, dass irgendwelche Pressespitzel eine Zeugenaussage ausgraben sollten, die das Gegenteil besagt, oder gar ein Foto, das die beiden bei einer Unterhaltung zeigt, ja und? Janssen hat vorsorglich schon einmal seiner Erklärung, Seeger nicht zu können, die kleine Einschränkung angefügt: damit sei nicht ausgeschlossen, dass er Seeger schon mal begegnet sei. Ja, der Karl, der ist ganz schön auf Zack!

Nun war am 26.10. Dr. Dr. Seegers Foto in der WAZ abgedruckt. Leider lässt uns Karl Janssen darüber im Unklaren, ob er den Joachim Seeger wenigstens vom Sehen her kannte. Bei mir z.B. ist es so, dass ich den ein oder anderen vom Sehen her kenne, auch wenn der „nicht mein Kumpel“ ist. Kann man den Herrn Janssen ja mal fragen.
Heute (WAZ 29.10.) bekommt der Dezernent echte Schützenhilfe. Seine Aussage wurde nämlich am Wochenende bestätigt. Und zwar vom Einzigen, der es wirklich sonst noch wissen kann, nämlich von Dr. Dr. Seeger. Der erklärt nämlich, dass Janssen ihn (also Seeger) nicht kenne. Der muss es ja wissen. Und dann die WAZ mal wieder: “Seeger ist wie Janssen CDU-Mitglied. Beide kommen aus Recklinghausen“ (29.10.). Ich sag´ s ja: ein Kampagne. 

Damit das jetzt einmal klar ist: Seeger hat erklärt, Janssen kenne ihn nicht. Punkt. Das ist zwar Stuss. Genauso gut  könnte ich, Jurga, erklären: Janssen kennt mich nicht. Kann sein, kann nicht sein – woher soll ich das wissen? Folglich kann auch Seeger nicht wissen, ob Janssen ihn kennt. Nur gut, dass Dr. Dr. Seeger nicht behauptet hat, er kenne Karl Janssen nicht. Denn wer den nicht kennt, bringt wohl kaum die notwendige Qualifikation mit, die ein Duisburger Bildungsamtsleiter braucht.

 

Werner Jurga, 29.10.2007

 

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