US-Finanzkrise trifft uns nicht
Dies stand am 26.09.2008 in der NRZ, ist also noch kein Vierteljahr her. Und auch wenn es so anmutet, als sei es Satire – das meinte er in vollem Ernst, der Dr. Langner. Und weil der Satz „US-Finanzkrise trifft uns nicht“ kein Spaß ist, jedenfalls nicht so gemeint war, wäre es auch zulässig, ihn aus dem Zusammenhang zu reißen. Aber wir wollen fair sein; er (also Langner bzw. dieser Satz) bezieht sich „nur“ auf das Cross-Border-Leasing (CBL) – „Geschäft“ der Stadt Duisburg und auf das „Festgeldkonto“ (tja …) bei den Lehman Brothers.
Wir hoffen nach wie vor, dass in beiden Angelegenheiten nichts anbrennt. Die Banken, die das CBL-Konstrukt versichern, stehen im Gegensatz zur AIG noch. Und wenn wir Glück haben, meldet sich bald der Einlagensicherungsfond in der Lehman-Sache. Mit einem positiven Bescheid; sonst hätten wir es schon mit einem GAU zu tun. Sie wissen: „GAU“ heißt „größter anzunehmender Unfall“. Der Begriff hat allgemeine Popularität erlangt als Kernschmelze in einem Atomkraftwerk. Ich habe nie so richtig verstanden, was – wenn ein GAU schon das Größte ist – dann eigentlich ein „Super-GAU“ ist. „Super“ hört sich in diesem Zusammenhang super schlimm an. Inzwischen wird der Begriff „Kernschmelze“ auch in Bezug auf die Finanzmärkte verwendet. Die Kernschmelze, der Super-GAU, der Blick in den Abgrund.
Duisburg vor dem Super-GAU
Hier könnte, so erkläre ich mir das, Super-GAU so viel bedeuten wie das gleichzeitige Zusammentreffen mehrerer einzelnen GAU´s. Wie viele GAU´s müssen aber zusammen kommen, damit von einem Super-Gau gesprochen werden kann?
Gut, bei CBL brennt noch nichts; bei Lehman auch nicht. Aber die faktische Haushaltssperre durch den RP? Ist das schon ein GAU? Wie dem auch sei: all dies dürfte sich in den nächsten Wochen und Monaten als kleinkariertes Genörgel erweisen. Denn bei der ganzen Diskussion um den städtischen Haushalt ist für meinen Geschmack ein Aspekt zu kurz gekommen (unerwähnt geblieben?), der gemeinhin mit dem Begriff „konjunkturbedingte Mindereinnahmen“ daher kommt. Thyssen-Krupp und Thyssen-Mannesmann, die Autozulieferer und die vielen Logistikbetriebe – die Unternehmen und ihre Beschäftigten – werden 2009 keine oder fast keine Steuern zahlen können.
Mal sehen, was bei dem „Soli West“ herauskommt. Duisburg steht vor dem Super-GAU.
Werner Jurga, 18.12.2008
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