Duisburg ist rot

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Fortsetzung des Textes black power vom 21.08.2009


Der Umfrage des vom WDR beauftragten Wahlforschungsinstituts Infratest dimap zufolge wird Adolf Sauerland heute in einer Woche in seinem Amt als Oberbürgermeister bestätigt. Man mag von der Art seines öffentlichen, und auch nicht-öffentlichen, folglich authentischen Auftretens halten, was man will. Dass der OB bei der Mehrheit der Duisburger Bevölkerung beliebt ist, ließ sich auch ohne Infratest schon erahnen.

Er tritt nicht auf wie der Baron aus Bayern, was zum Beispiel dem Ballermann aus Münster, dem eigentlich überhaupt nichts peinlich ist, dann schon ein wenig peinlich ist. Unter uns: dem Top-Mann ist der OB sehr peinlich. Reine Spekulation: ich glaube, die ganze Duisburger Art ist dem Münsterländer nicht ganz so geheuer.
Geschmackssache. Reine Stilsache. Eine Frage der persönlichen Sympathie oder Antipathie. Diese allerdings schlägt sich, ob einem das nun passt oder nicht, im Wahlverhalten der Bevölkerung nieder, womit ein Grund dafür benannt ist, weshalb der OB zehn Prozentpunkte mehr auf die Waage bringt als seine Partei.
Auch diejenigen, die ihn nicht so mögen, müssen einräumen: Sauerlands Art passt zu Duisburg. Auch diejenigen, die die SPD nicht so mögen, müssen einräumen: die Duisburger wünschen sich in ihrer großen Mehrheit eine sozialdemokratische Politik. Allerdings müssen auch diejenigen, die die SPD mögen, einräumen, dass den Duisburgern zwar an einer sozialdemokratischen Politik gelegen ist, aber nicht immer und unbedingt an der Sozialdemokratischen Partei oder ihrem Spitzenkandidaten.

Sympathisch und sozialdemokratisch

Gut, das wussten Sie schon. Sie wissen es, ich weiß es; eigentlich weiß es jeder. Und Adolf Sauerland – deshalb erwähne ich es – eben auch. Das ist der springende Punkt. Hohe Sympathiewerte schön und gut, mit ihnen allein lässt sich aber keine Wahl gewinnen. Man muss auch sozialdemokratische Politik machen – jedenfalls in Duisburg.
Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass das Freibad am Toeppersee nicht hätte geschlossen werden müssen. Ich bezweifle aber, ob die Bürger davon überzeugt sind, dass sich eine SPD-geführte Duisburger Verwaltung anders entschieden hätte. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass ich mit der schwarz-grünen Politik der letzten fünf Jahre keineswegs einverstanden war und bin. OB Sauerland hat diese Politik vertreten.
Und dennoch: seine Politik hatte durchaus ein sozialdemokratisches Profil. Und zwar nicht im Sinne von Rüttgers, eher im Stil von Merkel. Rüttgers verkauft seine Politik als sozialdemokratisch, betreibt aber Etikettenschwindel. Die NRW-Landesregierung zieht knallhart marktradikal durch. Merkels Politik ist im Großen und Ganzen sozialdemokratisch, was insofern kein Wunder ist, weil sie ja Chefin einer Großen Koalition ist. Trotz zweier Dezernenten mit SPD-Parteibuch: Sauerland ist es nicht.
Und dennoch wird mir niemand erzählen wollen, dass seine Politik sozusagen einen Rechtsruck gegenüber der seiner Amtsvorgängerin Zieling markiert habe. Zieling links von Sauerland? Sauerland rechts von Zieling? So albern die Fragen erscheinen mögen, wie anders ließe sich der 16-Prozentvorsprung in der Infratest-Prognose erklären?

Der zentrale Vorwurf der SPD-Wahlkampagne lautet, während Sauerlands Amtszeit seien die Stadtbezirke zugunsten der Entwicklung der Innenstadt benachteiligt worden. Ich halte diesen Vorwurf für berechtigt. Und dass er berechtigt ist, können Sie ohne weiteres feststellen. Gehen Sie einfach mal mit einem x-beliebigen CDU-Bezirksvertreter in einem x-beliebigen Stadtteil ein Bier trinken!
Der Vorwurf impliziert jedoch - zwar nicht notwendig, aber mangels anderer Darlegungen doch unausgesprochen -, dass die Innenstadtentwicklung so schlecht gar nicht war. Die Innenstadtentwicklung selbst vermag ich nicht zu beurteilen. Selbst wenn ich wüsste, was aus Karstadt wird: City, zumal die Duisburger, ist nicht mein Ding. Aber was ich mir zutraue zu beurteilen: die Wähler spüren das ganz genau. Auch wenn ich es etwas umständlich, etwas akademisch formuliert habe: die Leute kriegen mit, dass die SPD der Innenstadtentwicklung, die nun ganz anders als von ihr vorgesehen verläuft, positiv gegenüber steht.

Dagegen ist an und für sich nichts zu sagen. Aber dann müsste man das auch einmal sagen. Jürgen C. Brandt macht das hin und wieder. Er weist mitunter darauf hin, dass sich in der City einiges getan habe. Doch mit dem für einen Herausforderer unvermeidlichen Aber kommt danach der Verweis auf die „in der Tat“ (Brandt) benachteiligten Bezirke und nicht auf die SPD-Bilanz in dieser Sache bis 2005.
Vielleicht verständlich. Jedenfalls sind, egal von welcher Seite man es auch betrachtet, seine Voraussetzungen im Kampf gegen die black power im Duisburger Rathaus nicht in allen Punkten günstig.

Abgesehen von diesem einen: der sozialdemokratischen Grundorientierung der Duisburger.
Übrigens: am 30. August wird nicht nur der OB gewählt, sondern auch der Stadtrat und sieben Bezirksvertretungen. Darum geht es in meiner nächsten Kolumne. Und ich werde mich mit der Frage befassen, ob sich eigentlich nur zu kämpfen lohnt, wenn das Wahlziel der erste Platz ist.

Okay, das hatte ich am Schluss der letzten Kolumne bereits versprochen. Und nicht gehalten. Macht aber nichts. Ich will ja nicht gewählt werden.

Werner Jurga, 23.08.2009

 

Fortsetzung folgt

 

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