Dierkes, der Nahostexperte

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Hermann Dierkes´ Ansichten zum Nahost-Konflikt darzulegen und zu kommentieren, ist wieder einmal vonnöten. Bedauerlicherweise kann man den Mann nicht einfach links liegen lassen. 

Nach meinem letzten Text über Dierkes mailte mir ein Freund:
Herr D. ist erst mal unwichtig geworden, weil der nicht mal in der Lage ist, seinen Kopf zu retten. Der ist so lange tot, bis so einer wieder als lange verkannter Prophet gilt. Du hast selbst geschrieben, dass sich Nachtreten von selbst verbietet.
Ja, das hatte ich geschrieben, und doch konnte ich nicht zustimmen. Zum einen, weil Dierkes alles andere als politisch tot ist. Dierkes war am 26. Februar 2009 als OB-Kandidat der Linkspartei und Vorsitzender der Linksfraktion zurückgetreten. Auf einer Mitgliederversammlung im März fordert die Duisburger Linke Dierkes einstimmig auf, Fraktionschef im Stadtrat zu bleiben. Überwältigt von dieser Solidaritätsbekundung sagte er zu. Und was die OB-Kandidatur betrifft, kann man nicht davon abstrahieren, dass die schwere Wirtschaftskrise sich wider Erwarten wahlpolitisch keineswegs für die Linke positiv ausgewirkt hat. Als am 2. November 2008 Dierkes als OB-Kandidat nominiert wurde, war durchaus nicht auszuschließen, dass er sich zum ernsthaften Gegenkandidaten für Sauerland und Brandt entwickeln könnte. Bereits im Januar, gewiss aber Ende Februar galt ein Oberbürgermeister der Linkspartei als ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist nicht davon auszugehen, dass Dierkes entgangen sein könnte, wie sich seine Hoffnung auf eine Wahlsensation - in den immerhin knapp vier Monaten – in Luft aufgelöst hatte.
 

Dierkes - Opfer oder Täter?

Welche zionistische Verschwörung auch immer, ob ich nun der Drahtzieher war oder ob die WAZ eine Kampagne gefahren hatte, ob die Berliner Führung der Linkspartei gemeuchelt hatte oder ob das Kartell der bürgerlichen Parteien sich lästige Konkurrenz vom Hals halten wollte - ich darf daran erinnern, dass niemand Anderer als Dierkes selbst mit seinen israelfeindlichen Tiraden das Thema Nahost auf die Tagesordnung gesetzt und damit seine eigene Person zur Disposition gestellt hatte. Der Verdacht drängt sich auf, dass er dies ganz bewusst provoziert hatte. Freilich kann nur er selbst wissen, was in seinem Kopf vorgegangen ist bzw. vor sich geht – wenn überhaupt.
Ich stelle nur fest: die Sache hat nicht nur in Duisburg, sondern in ganz NRW Aufsehen erregt. Dierkes´ Name (zugegeben meiner auch) fand daraufhin den Weg in die deutsche Presse und in die Weltpresse. Dass Dierkes angepöbelt wurde, ist – wie so vieles in seinen Berichten – vermutlich übertrieben dargestellt, aber glaubhaft. So dürfte es sich auch mit den internationalen Solidaritätsbekundungen verhalten, und vielleicht sogar auch mit seiner Schilderung, dass sich Ratsleute aus anderen Parteien bei ihm für den Antisemitismus-Vorwurf entschuldigt hatten. Es ist ja verständlich, dass Dierkes keine Namen nennen kann. Insofern könnte er allen möglichen Unfug behaupten. Ich jedenfalls – das ist nur so ein Gefühl – glaube ihm.
 

Dierkes´ Hollywood-Story

Kleine Kosten-Nutzen-Rechnung: der Preis, den Dierkes zu zahlen hatte, liegt nahe Null. OB wäre er ohnehin nicht geworden, und Fraktionschef bleibt er – und zwar fester im Sattel denn je. Denn er lieferte die optimale Story; Hollywood-Kitsch für Linksparteiler: Opfer Dierkes, in der Hermannschlacht gefallen, hinterrücks angegriffen von imperialistischen und zionistischen Verbänden, von der eigenen Parteiführung im Stich gelassen, und – na klar, wie könnte es anders sein? – verraten von einem Sozialdemokraten. Von einem kleinen Schweinchen, das geil auf die Bonbons eines SPD-Oberbürgermeisters ist. Damit der ganze Streifen die für die linke Seele erforderliche komplizierte Vielschichtigkeit erlangen konnte, durfte ich auch mitspielen. Wie schön!

Ein weiterer Benefit für Dierkes: in der Partei ist er ruckartig von der fünften oder sechsten in die dritte oder vierte Reihe aufgestiegen und darf jetzt sogar – gleichsam als Nahostexperte – Grundsatzbeiträge in der wichtigen Strömungszeitschrift SoZ (SozialistischeZeitschrift) publizieren.
Keine Ahnung, ob ich in dem Fortsetzungsstreifen nicht mitspielen sollte, oder ob er wieder einmal den Fehler gemacht hat, mich für intelligenter gehalten (Dierkes in einer eMail an mich) zu haben – jedenfalls habe ich erst jetzt die Juni-Ausgabe 2009 dieses wichtigen Blattes im Internet entdeckt, in der auf Seite 16 Hermann Dierkes Grundsätzliches zu Papier gebracht hat, und zwar den Beitrag:
 

Die Bundestagsfraktion der LINKEN zu Nahost
Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück

Damit haben Sie jetzt aber genug Informationen, diesen Text im Netz zu finden. Und wenn Sie beim Googeln nicht so firm sein sollten, dann fragen Sie halt einen Freund – oder noch besser: Herrn Dierkes selbst oder einen Fraktionskollegen. Denn ich muss wirklich um Verständnis bitten. Ich weiß, das ist etwas verbohrt von mir. Prinzipienreiterei. Aber es gibt Dinge, die mache ich nicht. Ich setze keinen Hyperlink zu solch einem Dreck. Ich werde ausführlich zitieren. Und schon dies schlägt bei mir ordentlich auf den Magen.
Und deshalb bitte ich Sie: geben Sie mir noch etwas Zeit! Bis heute Abend oder bis morgen. Dierkes´ Text ist wirklich eine absolut widerwärtige Scheiße, so was von zum Kotzen. Ich verspreche Ihnen: ich mache das. Denn es ist – wie ich eingangs schon bemerkte - wieder einmal vonnöten. Nicht, dass ich annähme, die Hetze eines kleinen Duisburger Antisemiten habe einen erwähnenswerten Einfluss auf das Geschehen zwischen Mittelmeer und Jordan. Aber es ist leider so, dass dieser Kerl aller Voraussicht nach auch weiterhin und möglicherweise sogar noch etwas mehr Einfluss auf die Duisburger Stadtpolitik haben wird. Was gegebenenfalls auch noch zu verschmerzen wäre. Der Punkt ist, dass Dierkes´ Einfluss auf die Linkspartei in Duisburg sehr groß und bundesweit inzwischen auch schon der Rede wert ist. Die Wahlen werden zeigen, dass sie sich, zwar bescheidener als angenommen, aber doch fest als fünfte Kraft im deutschen Parteienspektrum etabliert hat.

Und in dieser Partei hat jemand wie Dierkes, haben Leute wie er etwas zu sagen. Und zwar nicht trotz, sondern wegen ihres Antisemitismus´.

Werner Jurga, 16.07.2009

 

Gegen das Positionspapier der Linken:
Dierkes für bewaffneten Kampf

Werner Jurga, 17.07.2009

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