Es ist natürlich ein Unglück, ein Mann zu sein. Jedenfalls war es das bis vor kurzem. Heute gibt es schon andere Identifikationsmöglichkeiten für junge Männer, und manche ergreifen sie auch. Aber bisher mussten Männer sich über irgendeine Form von Heldentum definieren, sei es als Wirtschaftsboss, als Politiker, als Künstler, als starker Arbeiter. Das hieß, man musste einen Teil von sich selbst unterdrücken. Das verzeiht ein Mensch sich nicht… Es wäre schon eine sanfte Revolution, wenn man Männern ermöglichen würde, aus sanften Gefühlen Sicherheit zu schöpfen.
aus: „Christa Wolf. Eine Biografie in Bildern und Texten“, herausgegeben von Peter Böthig, erschienen im Luchterhand Verlag
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