Rolf Cebin

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Wie ich Ihnen bereits gestern mitgeteilt habe, hat Rolf Cebin, der Duisburger Polizeipräsident, all denjenigen geschrieben, die sich (bei ihm) über das Vorgehen der Duisburger Polizei am 10. Januar 2009 (Duisburger Flaggenskandal) beschwert hatten. Nun wollen Sie verständlicherweise auch wissen, was er geschrieben hat. Okay. Aber ich sagte Ihnen ja bereits: nichts Besonderes. Aber bitte: 

Meine Mitarbeiter und ich wissen selbstverständlich um die historische Verantwortung, insbesondere die der deutschen Polizei.
In der Tat: weil sich auch die deutsche Polizei im Naziregime schwerster Verbrechen – hier gemeint: gegen Juden – schuldig gemacht hat, sollte sie sich auch heutzutage nicht dabei erwischen lassen, wenn es auch nur symbolisch oder sonst irgendwie gegen Juden geht. Sollten Sie diese Interpretation für bösartig halten, lassen Sie mich bitte wissen, was denn sonst mit der zitierten historischen Verantwortung gemeint sein könnte, die ja so selbstverständlich ist, dass viele Polizisten wissen, was damit gemeint ist, ich aber als kleiner Politologe da partout keinen Reim draus machen kann.
Stünden wir, und insbesondere die Polizei, also nicht in besagter historischer Verantwortung, nehmen wir also einfach nur mal so an, der Judenmord ginge gar nicht auf das Konto unserer Vorfahren, dürfte dann die deutsche Polizei noch unverkrampfter – wie unverkrampft eigentlich noch? – israelische Fahnen runterreißen, wenn sie vom islamistischen Mob freundlich darum gebeten wird? Hätte ich dann gar keinen Grund mehr, mich darüber auch noch aufzuregen?

Die historische Verantwortung ...

Ich lehne für mich, für meine Person eine wie auch immer geartete, und schon gar eine historische Verantwortung ab. Denn erstens ist mir mit Verantwortung offenbar so etwas wie Schuld bzw. Schuldanerkenntnis oder so was gemeint, was von mir eine Identifizierung mit den Tätern abverlangte, die mir allerdings schon allein deshalb nicht möglich ist, weil sie ein gewisses maß an Sympathie voraussetzte, die ich mir nicht antrainieren kann. Und zweitens kann es insofern gar keine historische Verantwortung geben; denn bekanntlich liegt die Geschichte tot vor uns.
Ich bekenne mich allerdings zu der Verantwortung – als Mensch, als Europäer, als Deutscher … egal -, ein ganz klein wenig mit darauf Acht zu geben, dass sich so etwas oder so etwas Ähnliches wie der industrielle Völkermord an den europäischen Juden nicht wiederholen kann. Unser historisches Wissen setzt uns in die Verantwortung, schon beim kleinsten Anzeichen von Antisemitismus Alarm zu schlagen. Ob Cebin dies meinte, als er von der selbstverständlichen historischen Verantwortung sprach?
Nehmen wir dies einfach einmal zu seinen Gunsten an!

... indes im Rechtsstaat

Indes muss eine rechtsstaatlich handelnde Polizei auch in Extremsituationen …
Dies ist nun nicht von mir so montiert. Nein, dieser Fransen schließt sich tatsächlich direkt an das erste Zitat an. Sie merken es ja an dem zwar seltenen, aber umso schöneren indes.
Egal. Klar: die Polizei hat rechtsstaatlich zu handeln. Und ob es sich am 10. Januar um eine Extremsituation gehandelt hat? Jedenfalls hatte der islamistische Mob sein wahres Gesicht ansatzweise gezeigt:
Gegenstände, u.a. auch herumliegende Eisbrocken, gegen das Haus geworfen … Ich erlaube mir hier noch einmal zu verdeutlichen, dass sich vor dem Haus Claubergstraße 38 ca. 1000 hoch emotionalisierte Demonstrationsteilnehmer aufhielten und mehrere Tausend nachdrängten … Aufgrund dieser Entwicklung konnte die polizeiliche Absperrlinie mit den zur Verfügung stehenden Kräften nicht lange gehalten werden.

Ob extrem oder nicht, brenzlig war die Lage zweifellos. Womit natürlich die Frage aufgeworfen ist, warum dann eigentlich so wenige Polizeikräfte angefordert worden waren. Aber die hat Cebin an dieser Stelle längst beantwortet:
In der Vorbereitung des Einsatzes Anfang Januar 2009 verlief die Kooperation mit den Versammlungsanmeldern problemlos, Versammlungsleiter und Redner wurden von mir als zuverlässig eingeschätzt. Man musste von bis zu 10.000 Teilnehmern ausgehen, ein unfriedlicher, gar gewalttätiger Verlauf war nicht zu erwarten. Hervorhebungen von mir, W.J.

Richtig: zwar ist Milli Görüs auch nach Ansicht des Verfassungsschutzes antidemokratisch und antisemitisch. Aber solange man mit den Herren zuverlässig kollaboriert, läuft das alles problemlos. Islam ist Frieden, also ist Islamismus Pazifismus, will heißen: es könnte alles so schön sein – solange man die Herren nicht unnötig provoziert. Und genau dies ist am 10. Januar in der Claubergstraße passiert. Was zwar keinerlei Bedeutung für die juristische Bewertung der Vorgänge hat, wie Rolf Cebin einräumt, worüber er sich jedoch so maßlos ärgern kann, dass ihm der seines Erachtens eigentlich Schuldige doch einige Zeilen wert sind.

Und das ist wirklich komisch. Erzähle ich Ihnen beim nächsten Mal.

Werner Jurga, 30. Mai 2009                             Polizeibekannt, der junge Mann

 

[Jurga] [Home] [März 2010] [Marxloh stellt sich quer] [Februar 2010] [Januar 2010] [2009] [Dezember 2009] [November 2009] [Oktober 2009] [September 2009] [August 2009] [Juli 2009] [Juni 2009] [Mai 2009] [April 2009] [März 2009] [Februar 2009] [Januar 2009] [2008] [2007] [Kontakt]