Mixa ist nicht zu retten

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die TV-Psychologin Angelika Kallwass glaubt nicht an Gott. Der Augsburger Bischof Walter Mixa allerdings schon. Und er spricht auch mit seinem, wie er sagt, lieben Gott.

Davon hat er mir gar nichts erzählt. Also Gott. Mixa schon. Also nicht mir persönlich, sondern einem großen Fernsehpublikum in der ARD-Sendung Maischberger am letzten Dienstag.
Da zweifelt man am Glauben. Stellen Sie sich vor, Sie wären Gott. Ja, würden Sie dann mit dem Mixa reden?! Und wenn Gott mit dem Mixa redet, würden Sie dann noch an ihn glauben? – Also an Gott; an den Mixa sowieso nicht.
In meinem Fall kommt noch  verschärfend hinzu, dass es mich schon ein bisschen wurmt, dass Gott mit diesem Mixa spricht und mir kein Wörtchen davon erzählt. Was jedoch auch wieder einmal zeigt, dass es sich um einen lieben Gott handelt. Er würde mich damit ja doch nur verletzen, und ich würde mich maßlos aufregen. Das nützte niemandem, und mir würde es nur schaden.
Und klar ist auch: Gott spricht mit jedem Menschen. Im Himmel, also auch auf Erden, also auch mit diesem Mixa. Auch wenn er in diesem Fall seine Message irgendwie nicht so richtig rüberbringt. Wie bitte?! Das glauben Sie nun aber nicht? Dass Gott mit jedem Menschen spricht, weil Sie zum Beispiel noch nichts davon gehört haben? Er habe also mit Ihnen noch gar nicht gesprochen, sagen Sie?
Mmhh, ich kann mir das nur so erklären, dass er dann in ihrem Fall ein wenig cleverer vorgegangen sein muss als bei diesem Mixa. Denn bei Ihnen ist immerhin ein bisschen was angekommen. Und Sie machen da dennoch nicht so einen Bohai drum wie der Augsburger Bischof, der gut daran täte zu schweigen. In der Öffentlichkeit. Und wenn er das nächste mal mit seinem lieben Gott spricht, um Vergebung seiner Sünden zu bitten.

Fliege zwischen Glauben und Wissen

Das ist allerdings kaum zu erwarten. Nicht von Walter Mixa. Und so, wie die Dinge liegen, wohl auch nicht von Angelika Kallwass. Denn die glaubt ja nicht an Gott. Die TV-Psychologin findet, dass andere Herren ihr die Welt viel besser erklärt hätten. Insbesondere die Knaben aus dem 18. Jahrhundert seien ganz schön auf Zack gewesen, meint Kallwass. Der Darwin, der Marx und der Freud. Die hätten schon ganz wesentlich darauf aufmerksam gemacht – jeder auf seinem Gebiet, was die Welt im Innersten zusammen hält. Also: nichts mit Gott und so.
Das konnte TV-Pfarrer Jürgen Fliege so nicht stehen lassen. Es sei gar nicht die Aufgabe von Religion, die Welt zu erklären. Gut, das hat man auch schon einmal anders gehört. Gut auch, dass wir von Walter Mixa nichts zu dieser Fragestellung hören mussten.
Er hielt der ungläubigen Frau Kallwass etwas ganz Anderes entgegen. Nun habe ich die Sendung ja schon einmal gesehen und möchte mir dies nicht ein weiteres Mal antun. Aber Sie können doch gern mal schauen, was Mixa ganz genau, also wörtlich gesagt hat. Sinngemäß hielt der Herr Bischof der TV-Psychologin jedenfalls entgegen, mit ihrem Atheismus könne es so weit her gar nicht sein. Ihr ganzes Tun und Streben sei doch ethischen Standards verpflichtet, woraus er, Mixa, schlussfolgere, dass sie, Kallwass, Gottes Wille sehr wohl wahrnehme.
Wie auch immer: jedenfalls waren sich der Herr Bischof und die TV-Moderatorin einig darin, dass der in unserer Gesellschaft häufig anzutreffende Atheismus nicht zu verwechseln ist mit einer gewissenlosen „Gottlosigkeit“, wie sie in dieser Fernsehrunde bspw. den „gierigen“ Bankmanagern und Börsenhändlern attestiert worden ist.
Dass Mixa das Monopol, wenn schon nicht der Kirche, so doch der Religion, auf Ethik besteht, ist sein Job. Genau deshalb hat er Frau Kallwass ihren Atheismus in Abrede gestellt. Was von dieser Konstruktion zu halten ist, kann hier nicht erörtert werden. Es ist nur festzuhalten, dass Herrn Mixa durchaus bewusst ist, dass bspw. Frau Kallwass nicht gottlos ist, nur weil sie sich als Atheistin bezeichnet, zum Beispiel auch deshalb, weil sie als gebildeter Mensch nicht einer primitiven Kinderreligion aufsitzt, wie sie zum Beispiel dieser Mixa in Fernsehshows zum Besten gibt.

Für Mixa beten!

Aber Ärgern tut es ihn doch. Diesen Mixa. Dass so eine Kallwass es überhaupt wagt, ihm, dem Hochwürden, Widerworte zu geben. Dass sie sich kackfrech ins Fernsehen setzt und sagt, sie glaube nicht an Gott. Dass sie sich nicht scheut, den Eindruck zu erwecken, sie könne Menschen, zum Beispiel Paaren mit Problemen, besser helfen als die Heilige Römische Kirche. Wahrscheinlich hat sie nicht einmal etwas dagegen, dass Frauen, gar Mütter, arbeiten gehen. Also zu Gebärmaschinen verkommen, die ihre Kinder in die Kita stecken.
Und genau deshalb geht Mixa fünf Tage später hin, mit dem gleichen unerträglichen, Liebe, Güte und Barmherzigkeit heuchelnden Tonfall, und wirft in seiner Osterpredigt das Zugeständnis an Kallwass über Bord. Atheismus führe nun einmal zu Massenmord, predigt Mixa und weiß dabei ganz genau, was er sagt, und warum er es sagt.

Manchmal ist Christsein verdammt schwer. Das Gebot der Feindesliebe. Oder hier, jetzt einfach mal zu beten: Gott, stehe ihm bei! 

Werner Jurga, 13.04.2009

 

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