Milli Görus und Kreuz Nett

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

In WAZ und RP haben sie es auf Seite 1 gebracht, und inzwischen haben die nackten Kinder von Walsum   auch bundesweit Beachtung gefunden. Ach, was rede ich: international! Denn auch dem türkischen Massenblatt „Hürriyet“ sind die Duisburger Nackedeis ein Bericht wert – ebenso wie der Tageszeitung „Zaman“. Und das Internet ist ohnehin international.

Milli Görüs

Dort betreibt die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) „das islamische Portal“. Die IGMG ist islamisch fundamentalistisch und wird vom Verfassungsschutz wegen rechtsextremer Tendenzen beobachtet, auch weil ihr politische Kontakte zu den „Grauen Wölfen“ nachgesagt werden. Nur am Rande sei bemerkt, dass in der Türkei die Organisationen dieser politisch und / oder religiösen Rechtsaußen verboten sind.
“Man darf das Ganze nicht überbewerten”, zitiert – zutreffend – Millli Görüs Jugendamtsleiter Thomas Krützberg. „Zutreffend“ wird von mir betont, weil zum einen das Internet in dieser Sache voll von Zitatfälschungen ist, und zum anderen, weil Krützberg hiermit den Nagel auf den Kopf trifft. Wenn eine Handvoll Vorschulkinder in einem Kindergarten in einem separaten Raum nackt unter Aufsicht spielt, ist dies, wie ich finde, ein Unding, und mit der pädagogischen Konzeption der Stadt Duisburg für die Elementarstufe nicht zu vereinbaren; es ist aber weder eine internationale Affäre noch ein Skandal.
Millli Görüs ist freilich an der Skandalisierung der Geschichte um die Walsumer Nackedeis interessiert. Denn erstens – das räume ich ein – sind Islamisten ohnehin daran interessiert, möglichst viel Körper möglichst früh zu verhüllen. Zweitens, und das scheint mir das Entscheidende zu sein, sind die Herrschaften ohnehin prinzipiell dagegen, dass türkischstämmige Kinder städtische Kindertageseinrichtungen besuchen. Denn so schlau sind die Kameraden auch: türkische Kinder, die keine Kita besuchen, sind in aller Regel von Anfang an ohne jede Chance im Schulsystem und damit ohne Chance auf dem Arbeitsmarkt. So können die Mädchen auch weiterhin „arrangierten Ehen“ zugeführt werden, und die ebenso ungebildeten Jungen können als Männer weiterhin ihre Familien verprügeln und ihr Heil im Heil suchen. Gott ist groß!

Schamlos

Die Überschrift des Artikels im „islamischen Portal“ lautet „Schamloses Projekt eines Duisburger Kindergartens. Darin heißt es: Die Eltern der Kindergartenkinder halten eine solche Methode für völlig unangebracht. Alle Achtung: „eine solche Methode“! Richtige Experten in Sachen deutscher Semantik, die Freunde eines Gottesstaates in der Türkei. Weiter geht es mit Indes - auch schön! Die Sprache kommt nämlich auf Thomas Krützberg, über den zwar nicht geschrieben, aber von dem der Eindruck erweckt wird, auch er befürworte eine „solche Methode“. Dann kommt ein türkischer Vater zu Wort, der scheinbar das Gegenteil behauptet, und schon steht der Leiter des Jugendamtes als Lügner da.
Es geht um die Frage, ob mit den (!) Eltern gesprochen worden sei. Krützberg behauptet Ja, Papa sagt Nein
(Entgegen den Aussagen Krützbergs streiten die Eltern ab, …), des Rätsels Lösung: die Erzieherinnen hatten nur mit den Eltern der Handvoll Nackedeis gesprochen, nicht aber mit allen Eltern. Dies war selbstverständlich auch den islamo-faschistischen Schreiberlingen bekannt; denn Thomas Krützberg hat der Presse gegenüber immer wieder dieses Vorgehen als „klassischen Fehler“ bezeichnet. Wohlbemerkt: „klassisch“ ist nicht etwa „eine solche Methode“, sondern der Fehler, nur mit einer Gruppe von Eltern zu sprechen. Wer jemals ein Kind in einer Kita hatte, wird wissen, welch eine Tratscherei sich daran anzuschließen pflegt. Und wie lebhaft die Phantasie der Menschen in Sachen Sex scheinbar ist, verrät die Gerüchteküche um den Kindergarten Josefstraße. Nun ja …

Der türkische Vater wird wohl tatsächlich im Namen vieler Eltern sprechen, wenn er markig formuliert: Wir schicken unsere Kinder nicht in den Kindergarten, damit sie Sexualkundeunterricht erhalten.
Man meint heraushören zu können, wie sehr sich der Papa schon darauf freut, wenn sein Kind auf eine weiterführende Schule kommt. Endlich in der 5. Klasse, Sexualkunde ist Pflichtfach. Da muss der türkische Kollege, dessen Tochter ein Junge an die Brust gefasst haben soll, noch etwas länger warten. Aber wenn sich, sagen wir: in fünfzehn Jahren, ein deutscher Junge mal an der Tochter Brust heranmacht, wird er gewiss keine Probleme damit haben. Oder duldet Gott so schlimme Sachen nur bei Verheirateten? – Okay, dann wird eben geheiratet. Aber dass Gott etwas gegen Deutsche hat, wird ja wohl kein Mensch behaupten. Oder?
Zurück zu den Kindergartenkindern in der Josefstr. Ein Psychologe aus Kehl (?) stellt anhand der Presseberichte eine Ferndiagnose: „Das ist ein Skandal. Es handelt sich hierbei eindeutig um sexuellen Missbrauch.“ So zitiert die Tageszeitung Zaman Erdinç Üstündag. „Eindeutig“, na sicher, in Sachen sexueller Missbrauch kennen sich islamische Fundamentalisten nämlich verdammt gut aus. Das haben sie bekanntlich mit ihren katholischen Glaubensbrüdern gemein. Brüder, natürlich nur die Brüder!

kreuz.net

Die Internetseite der katholischen Fundamentalisten „kreuz.net“ hat sich heute Morgen um halb zehn zu den Walsumer Nackedeis geäußert. „Kindliche Sexualität – was es nicht alles gibt“ lautet die Überschrift. Falls Sie den erzkatholischen Jargon nicht auf Anhieb verstehen sollten: das Erstaunen ist nur vorgetäuscht; denn man weiß ja – wie gesagt – schwer Bescheid: so Etwas gibt es selbstverständlich nicht. Kurz vorweg: Kindliche Sexualität? Unbestritten? Wer hat hier den Verstand verloren?
Jetzt geht´s los: Es geschah in einem Kindergarten im Duisburger Stadtteil Walsum.
Erinnert an: es geschah an einem Dienstag. Psycho-Krimi, Mystery. Ist ja auch wirklich komisch; denn sonst geschah es (!) eigentlich nie im Kindergarten, immer nur im Pfarrheim.

Im Folgenden halten sich die katholischen Extremisten sehr nah an der WAZ-Berichterstattung. Es muss auch nicht viel kommentiert werden, man weiß ja sowieso Bescheid. Ein paar markige Sprüche, damit das Entsetzen des kreuz.net-Autors glaubhaft rüberkommt. Sie kennen „Kreuz Nett“ gar nicht? Ich warne Sie vor: das Lesen macht etwas Mühe. Das fängt schon damit an, dass die Brüder die Rechtschreibreform natürlich nicht mitgemacht haben; aber man könnte sich ja an das „daß“ wieder gewöhnen. Etwas gewöhnungsbedürftiger ist da schon, dass so viele Menschen, selbstverständlich namentlich genannt, in Sodomie leben. Oder auch einfach nur „Sodomie praktizieren“, diese „Sodomisten“. Und zwar kommen die deswegen so häufig vor, weil kreuz.net sehr engagiert ist im Kampf gegen die „Homo-Ehe“. Mit welchem Sound diese katholischen Christenmenschen gegen die schwule Minderheit zu Felde ziehen, können Sie sich vorstellen, wenn ich ein wenig aus dem Bericht über Walsum zitiere:
Einige Kinder wollten sich nackt ausziehen. Die sogenannten Erzieher hatten nichts dagegen …Sie versuchten vielmehr, mit dem „Kinderwunsch nach unbekleidetem Herumtoben fertig zu werden“. So formulierte Gerhard Klinkhardt am 21. November in der ‘Westdeutsche Allgemeine Zeitung’ in einem undurchsichtigen Artikel … Die ‘Westdeutsche Allgemeine Zeitung’ erfindet dazu den passenden Begriff „kindliche Sexualität“ … Der Artikel zitiert einen im Text nie vorgestellten gewissen Krützberg, der offenbar beim Duisburger Jugendamt tätig ist … Die Eltern seien vorher auch mit angeblichen Informationen über die sogenannte Sexualerziehung versorgt worden – spielt Krützberg den Fachmann.

Das soll mal reichen. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: wir sind zivilisiert, also ziehen wir uns vor Fremden etwas an. Dieser 68er-Stuss kann, darf und muss kritisiert werden. Es sind Konsequenzen gezogen worden. Die Erzieherinnen sind inzwischen versetzt worden. Wer jetzt immer noch keine Ruhe gibt, muss wissen, dass er das Geschäft derjenigen besorgt, die nicht nur gegen Demokratie und Freiheit sind, sondern denen jegliche Menschlichkeit so suspekt ist, dass sie dagegen zu Felde ziehen. Wie verrückt. Denn die Rechtsradikalen, ob Christen oder Moslems, ob Deutsche oder Türken, sind Verrückte. Verdammt gefährliche Verrückte!

Werner Jurga, 26.11.2008

 

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