Leserbrief: Stimmungsmache

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Hin und wieder erhalte ich Post, elektronische Post, eMails. So weit klar: Sie auch. Ich meine natürlich Briefe, die sich auf meine Homepage jurga.de beziehen. Leserbriefe, wenn ich das ganz bescheiden sagen darf. 

Einige wenige davon habe ich hier auch schon veröffentlicht; aber dieser hier unten ist von einem völlig anderen Kaliber. Ich erhielt ihn gestern und sogleich ein Problem. Die eMail enthält nämlich die ausdrückliche Bitte um Veröffentlichung. Einerseits. Andererseits kam sie anonym, also mit einer eMail-Adresse und entsprechendem Pseudonym. Mein Problem: einerseits schrieb ich vor knapp zwei Wochen, dass man mir schon jetzt jeder und jede einen Kommentar oder Beitrag mailen kann. Wenn ich den veröffentlichen soll, mache ich das. Andererseits habe ich gleich daran angeschlossen:
mit Namen, versteht sich, echtem Namen.
Also habe ich sogleich den mir so geneigten Leser auf dieses – immerhin mein – Dilemma – aufmerksam gemacht. Das mit dem eMailen ist toll! Denn jetzt ist er nicht mehr anonym, mir nicht. Ihnen jedoch schon. Okay, dann wird dieser Kommentar eben veröffentlicht. Mein Gott, was bin ich liberal. Vielleicht sogar neoliberal, wie der mir so geneigte Leser argwöhnt.

Werner Jurga, 17.02.2009

 

eMail vom 16. Februar 2009


Hallo, Werner Jurga!

Sehen Sie mir bitte die etwas zwangslose Anrede nach!

Mir ist es nicht entgangen, dass Sie einen Doktortitel tragen; aber Sie scheinen ja keinen sehr großen Wert darauf zu legen. Ganz bescheiden signieren Sie all Ihre Beiträge mit „Werner Jurga“. Jedoch braucht man nicht allzu viel in Ihrem Blog zu surfen; ein Klick auf „Kontakt“ und schon sieht man: ein ganz Schlauer! Und so bescheiden, möge sich der Leser denken.
Ich möchte mich in aller Kürze zu Ihren Beiträgen vom Sonntag, den 15. Februar äußern. In „Boston´s Botched Box“, scheinbar eine Anmerkung zur Küppersmühle, haben sich - ausnahmsweise mal – ihre zwei akademischen Buchstaben in den Text verirrt. Gleichzeitig räumen Sie freimütig ein, weder Ahnung von Architektur noch von zeitgenössischer Kunst zu haben. Dafür biedern Sie sich jedoch ganz ungeniert an des Volkes Geschmack an, ohne zu vergessen, mit ihrem Bildungsprivileg zu kokettieren.
Ich gehe einmal davon aus, dass der „Besucherzähler“ auf Ihrer Homepage die tatsächliche Verbreitung darstellt, vermutlich bei Duisburgern mit Abitur, die sich selbstverständlich genau so wenig darauf einbilden wie Sie. Dann muss ich Sie jedoch fragen, ob Sie sich eigentlich im Klaren darüber sind, welchen Stimmungen Sie mit Ihren Einlassungen Rückhalt geben.

Auch dem würde ich trotz der von Ihnen angegeben „Auflage“ keine große Beachtung schenken, wäre diese Methode nicht ganz typisch für Ihre Art und Weise der Stimmungsmache. In ihrer anderen Veröffentlichung vom Tage – über die Ehefrau des CSU-Ministers – lassen Sie uns wissen, dass Sie die BamS lesen. Derselbe Trick wie bei der Küppersmühle, schließlich sehen wir ja auf der Startseite, welch anspruchsvolle Zeitungen Sie eigentlich zu lesen pflegen.
Dies ist mit Verlaub, Herr Jurga, Angeberei der übelsten Sorte! Aber so etwas gibt es auf privaten Blogs im Web. Ihre Sache. Allerdings fragt man sich, was dieser Quatsch eigentlich soll. Das können, wenn Sie sich überhaupt etwas dabei gedacht haben, nur Sie selbst wissen. Ich jedoch werde das Gefühl nicht los, dass Sie sich (und Ihrer SPD) mit diesem Unfug einen linken Touch geben möchten. SPD-Jurga veralbert einen CSU-Minister, weil der innerhalb des Adels geheiratet hat. Wirklich sehr weit links!
Ich habe mir allerdings die Mühe gemacht, und mir den ein oder anderen ihrer Texte von 2007 und 2008 angesehen. Alles neoliberales Geschwätz; erst ab Herbst 2008 bekommt dann alles bei Ihnen einen linken Anstrich. Wie bei allen Sozialdemokraten und Politikern des bürgerlichen Lagers. Ich gestehe Ihnen zu, dass es bei Ihnen nicht so durchsichtig ist wie üblich. Ihre eingangs beschriebene Doppelbinder-Methode blendet ganz enorm.

Und dann Ihre staatstragende Liebe zu Israel. Wie in den herrschenden Medien üblich, immer untrennbar gekoppelt an den Holocaust. Sicherlich ist Israel ohne den Holocaust nicht zu denken. Doch selbst wenn man als Linker nicht das Geringste mit den Nazis oder islamischen Reaktionären zu schaffen hat, ist bei Leuten Ihres Schlages Kritik jeglicher Art an Israel tabu. Ich nehme an, wenn ich darauf aufmerksam mache, dass Israel ein ganz normaler kapitalistischer Staat ist, dessen Bevölkerung ungewöhnlich weit rechts wählt, von Ihnen als Antisemit bezeichnet zu werden.

Auch hier wieder Ihre Doppelbinder-Methode. Respekt, Herr Jurga, die beherrschen Sie.
Über eine Veröffentlichung in Ihrem Blog würde ich mich freuen.

Mit freundlichen Grüßen

eMail-Name
(Leser mir bekannt, W. J.)

 

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