Kleine Weihnachtsandacht

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

So kann es gehen. Es findet sich keinerlei rationale Erklärung. Es kann wissenschaftlich nicht erwiesen werden. Aber es ist da.
In diesem Fall: ein Loch. Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist, lehrte uns Kurt Tucholsky alias Kaspar Hauser zur soziologischen Psychologie der Löcher.

Es ist da, dieses Nichts, dieses Loch. Es ist nichts mehr los; nichts, worüber es sich bei Anne Will oder Maybrit Illner zu diskutieren lohnen könnte. Und nichts, worüber es zu schreiben lohnen könnte. Mein letzter Text beginnt mit: „Ich weiß es ja auch nicht.“ – Oh Herr, steh mir bei!
Doch immer wenn man denkt, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. So war es denn auch vorgestern; in diesem Fall kamen sogar zwei. Eins aus Hamburg und eins aus München. Und zwar in Form der Nachrichtenmagazine Spiegel und Focus. Aber wieso schon am Samstag? – Keine Ahnung.

Kleine Weihnachtsandacht

So steht denn geschrieben auf der Titelseite des Spiegel:

Abraham – Christen, Juden und Muslime – Wem gehört der Urvater der Religionen?

Der Focus kontert den Urvater mit unserem Herrn Christus. Aber so ganz ohne „Ur-„ geht es auch hier nicht:

Jesus und die Geschichte des Ur-Christentums

Es geht weiter auf dem Focus-Titel; denn so urig auch das „Ur-“ sein mag, locken lässt sich in dieser Gesellschaft des neuen Persils und des neuen Dashs nur mit Neuem – news:

Neue Thesen – Faszinierende Funde – Historische Tatsachen

Über unseren Herrn Jesus – versteht sich. Also ab nach Jerusalem!
Dazu liegt wiederum dem neuen (!) Spiegel eine DVD bei, eine einstündige Reportage von Spiegel-TV über die heiligste aller heiligen Städte.
Jerusalem, die Altstadt, ich selbst war im März dort. Und jetzt habe ich mir dies alles auf dieser DVD angesehen. Die Gretchenfrage

Macht Glaube blöd?

kommt einem in Anbetracht all dieser durchgeknallten Christenmenschen erst gar nicht in den Sinn. Deren Glaube macht schon allein deshalb nicht blöd, weil sie dieses Attribut schon zu ihrer Pilgerreise mitbringen, um dann mitunter völlig abzudrehen.

Ronny Reich, ein Professor für Archäologie, der dort mit Ausgrabungen beschäftigt ist, sagt in der Reportage: „Ich wundere mich über fromme Leute, Juden und Christen. Die sind immer so begeistert, wenn man etwas findet, das mit dem Alten oder mit dem Neuen Testament, und speziell mit Jesus zusammenhängt. Ich frage mich warum. Macht es ihre Gläubigkeit stärker? - Dann ist vielleicht irgendetwas schwach an ihrer Gläubigkeit.“
Vielleicht. Lässt sich denn mit einem starken Glauben dem Schicksal der Blödheit entkommen? Vielleicht?

Ich zum Beispiel glaube fest daran, dass alles Leben dem Wasser entspringt. Deshalb ist mir auch alles, was aus dem Wasser kommt, heilig. Ich bitte Sie, dies zu respektieren! Das ist meine Religion!
Selbstverständlich bringt es auch mein Glaube  mit sich, dass ich an einige Speisevorschriften fest gebunden bin. So ist mir naheliegenderweise der Verzehr sämtlicher Meeres“früchte“ (welch grässliches Wort) und insbesondere das Essen von Fisch strengstens verboten.

Nun ist im bereits erwähnten, vorgestern erschienenen Spiegel ein Artikel über „Futter fürs Gehirn“ erschienen, in dem es heißt, Fisch sei „Dünger fürs Gehirn“:
„Besonders aber stärkt Fisch die Geisteskraft.“ Es wird auf Wissenschaftler verwiesen, die behaupten: „Erst nachdem die Hominiden des Fischfangs mächtig geworden seien, sei das rasante Wachstum des Gehirns in Gang gekommen.“

Na und! Das ist doch wirklich blöd!

Werner Jurga, 22.12.2008

 

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