Islam-Konferenz

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Am Donnerstag, den 13.03.2008, fand auf Einladung des Bundesinnenministers die 3. Plenarsitzung der Deutschen Islam Konferenz (DIK) statt.
Schön, dass sich die Politik endlich - mit jahrzehntelanger Verspätung - der Integration muslimischer Bürger annimmt – könnte man meinen. Und zwar auf Bundesebene. Auf Ministerebene. Höchste Zeit!
Schäuble zufolge werde der Prozess allerdings „lange über das Jahr 2009 hinaus Zeit benötigen“, vor allem aber auch den „Willen und die Kraft auf Seiten der Muslime, sich partnerschaftsfähig, demokratisch und pluralistisch zu organisieren“. Zu Deutsch, also ohne den kaum verschleiernden diplomatischen Schnörkel: die Herren, die dort mit der Bundesregierung reden, und zwar im Namen der Muslime (also aller) in Deutschland, sind durch nichts und niemanden dazu legitimiert. Und, wie Schäuble formuliert, nicht einmal „partnerschaftsfähig“.
Die Deutsche Islam Konferenz (DIK), wie die Autorin Necla Kelek formuliert,

undemokratisch und überflüssig

Wenn es das nur wäre! Wir sprächen allenfalls über eine vergebene Chance. Wie gesagt: ein politisch gewollter Integrationsprozess kommt ohnehin Jahrzehnte zu spät. Und dass irgendetwas Überflüssiges undemokratisch abläuft – wen stört´ s. Das Leben ist voll davon.

Nein, die Angelegenheit ist ernster, wie wir spätestens nach der 2. DIK-Plenarsizung im letzten Herbst wissen. Sie erinnern sich: da tobten die Affenpaschas auf allen Kanälen und drohten der Bundesregierung gar mit Boykott der ganzen Veranstaltung, weil diese sich erlaubt hatte, das Zuzugsalter der Importbräute auf 16 Jahre raufzusetzen. Ohne Milli Görüs auch nur zu fragen!

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Necla Kelek

Hier einige Auszüge:

Necla Kelek: Muslimische Funktionäre haben ein festes Konzept

Necla Kelek beschäftigt sich schon länger mit der Integrationsproblematik – und zwar vor allem literarisch. Sie schrieb die Bestseller „Die verlorenen Söhne“ und „Die fremde Braut“. Frau Kelek kritisiert: „Muslimische Funktionäre haben ein festes Konzept im Kopf und gehen nicht auf andere ein.“ Ihr Vorwurf lautet: Heuchelei !
Am 14.03.2008, also einen Tag nach der DIK-Plenarsitzung, schrieb Necla Kelek einen Offenen Brief an die lieben Herren Verbandsfunktionäre, der sich komplett zu lesen lohnt.

Werner Jurga, 18.03.2008

Sie wollen ein anderes Deutschland

Lieber Herr Alboga, lieber Herr Köhler, lieber Herr Kizilkaya und lieber Herr Yilmaz vom „Koordinierungsrat der Muslime“, Ihre beständigen Angriffe auf uns, die säkularen Muslime, Ihre andauernde Negation unseres Muslimseins, Ihre unsägliche Taktiererei, Ihr auf nichts gründender Hochmut haben uns gezeigt, dass mit Ihnen kein Staat zu machen ist. Jedenfalls keiner, der unseren Vorstellungen von Demokratie und Säkularität entspricht. Wir haben Ihnen und Ihren Verbänden viel zu lange die Deutungshoheit überlassen, was muslimisches Leben in Deutschland ist ...

Ich möchte hier, stellvertretend für die nichtorganisierten Muslime in diesem Land, sagen, dass wir es Ihnen nicht länger überlassen, in der Öffentlichkeit zu vertreten, wie und was der Islam in diesem Land sein kann. Mit Ihnen, das ist die Konsequenz der letzten dreißig Sitzungen der Arbeitsgruppen, scheint es keinen Konsens geben zu können. Sie wollen offenbar ein anderes Deutschland als wir.
Für uns ist Deutschland das Land, das unseren Kindern zur Heimat geworden ist und in dem wir friedlich und in Freiheit leben. Dieses Bekenntnis zu Deutschland beruht auch darauf, weil dieses Land uns allen gestattet und ermöglicht hat, aus freien Stücken und ohne Bevormundung zu werden, was wir sind: Volkswirte, Ärzte, Schriftsteller, Lehrer, Professoren, Politiker, Ingenieure, Unternehmer, Facharbeiter - und dies alles ohne Integrationskurse und Sprachhilfe. Allein, weil wir zeigen durften, was in uns Gastarbeiter- und Migrantenkindern steckt: der Wille und die Fähigkeit zum Erfolg! ...

Wir wollen nicht, dass junge Frauen und Männer, mit Berufung auf Tradition und den Islam, nicht frei entscheiden können, ob, wann und wen sie heiraten. Wir sind gegen Import- und Ferienbräute, weil damit jungen Menschen die Selbstbestimmung verweigert und die Integration immer wieder unmöglich gemacht wird.
Wir wenden uns gegen jegliche Form der Legitimierung von Gewalt - sei es in der Erziehung, der Ehe oder in der politischen Auseinandersetzung. Es beschämt uns, dass Gewalt gegen Frauen ein islamisches Problem ist; es beschämt uns, dass Gewalt gegen Kinder ein islamisches Problem ist; es beschämt uns, dass Gewalt gegen Andersgläubige ein islamisches Problem ist. Und es beschämt uns, dass dies von den Islamverbänden geleugnet wird.

Necla Kelek, 14.03.2008

 

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