Glück gehabt

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ich gebe ja zu: erschreckt hatte ich mich schon.

„Forsa“ ermittelte für die SPD bei der Sonntagsfrage einen Wert von 20 Prozent. Das war am Mittwoch, in der Zeitung am Donnerstag. Junge, Junge!
Aber, Schreck, lass nach. Einen Tag später sah die Welt schon wieder anders aus. Die ARD brachte ihren „Deutschland-Trend“. Und siehe da: bei „Infratest dimap“ war unsereins wieder auf 24 %, die Linkspartei auf beruhigendem Zehn-Punkte-Abstand und auch die Union auf historischem Rekordtief. Also: alles halb so wild ...

So ist das bei einer Großen Koalition. Da schaffen die Volksparteien halt keine 60 % mehr, und die „Kleinen“ schaffen fast 40. Die haben ja auch einiges im Angebot: Sozialismus die einen, Kapitalismus die anderen, Umwelt die Kleinsten.
Aber auch die sind praktisch an ihrem Höchststand und haben allen Grund, sich über den Zustand der alten Tante SPD zu begeiern. Broder meint, man könne das mit der SPD auch lassen. Haha, sehr witzig.
Nun ja, es stimmt: die Mitglieder ließen sich problemlos auf Linke (die meisten), Grüne (auch nicht wenige) und auf die Union (die paar Realos) verteilen. Lustig, lustig, tralalalala ...
Liebe politische Mitbewerber, es sei Euch gegönnt! Wir haben uns den Schlamassel ja auch selbst eingebrockt. Ihr habt uns ja nicht befohlen, den Beck zum Chef machen zu müssen. Also: viel Spaß!
Nur: bevor Eure Party ausartet, lest doch bitte auch mal, was – außer den Ergebnissen aus der Sonntagsfrage – noch im Infratest-Bericht steht.

Jeder Zweite übt Kritik an bundesdeutscher Demokratie, wenig Vertrauen insbesondere in Parteien und Unternehmen
Übereinstimmend mit der momentanen Kritik an der Arbeit der Bundesregierung und den erkennbaren Zweifeln an der Problemlösungsfähigkeit der großen Parteien bewerten die Bundesbürger auch die Leistungsfähigkeit der bundesdeutschen Demokratie insgesamt eher zurückhaltend: Mit der Art und Weise, wie sie funktioniert, zeigen sich aktuell 48 Prozent der Bundesbürger sehr (6 Prozent) bzw. überwiegend (42 Prozent) zufrieden. Ebenso viele (52 Prozent) sind weniger (41 Prozent) oder gar nicht zufrieden (11 Prozent) ...  Quelle: Infratest dimap

48 zu 52 gegen die bundesdeutsche Demokratie? – Ihr habt Recht: jetzt nicht übertreiben! Nicht alarmistisch werden! Von den 52 % sind ja die allermeisten (41 %) nur „weniger zufrieden“, und gar nicht mal mit der Demokratie, sondern nur damit, wie sie funktioniert. So what? – Ich zum Beispiel bin so ziemlich jeden Tag „weniger zufrieden“ damit, wie das hier so alles funktioniert – wenn es funktioniert ...
Also: locker bleiben!

Haben Sie gestern die Börsennachrichten verfolgt? – Hier eine kurze Zusammenfassung.
Die Aktien sind sowohl in Amerika als auch in Europa kräftig in den Keller gegangen. Ausgelöst wurde der Kursrutsch von den US-Arbeitsmarktdaten. Die sind ziemlich schlecht ausgefallen. Schon recht, liebe Antikapitalisten: die Arbeitslosigkeit in den USA steigt merklich, d.h. dort steht eine ordentliche Rezession ins Haus.
In Europa brummt die Konjunktur, die Inflation zieht an, und die Herren Zentralbanker kommen ihrer Pflicht nach. Sie bringen schon einmal Zinserhöhungen ins Gespräch.
Aus beidem folgt, dass der Dollarkurs nach unten knallt. Und weil Öl in US-Dollar gehandelt wird, ist der Preis für ein Fass Öl (fair geht vor) in die Höhe geschossen. Um mehr als zehn Dollar auf fast 140 $.

Sie wollen wissen, warum ich Sie mit solcherlei Finanzgedöns belästige. – Nun, weil ich dies alles in der mir eigenen Befangenheit für eine Bestätigung meiner in der letzten Woche gestellten Prognose halte. Erinnern Sie sich?

Top, die Wette gilt:
Wetten, dass im März 2009 die
Vier-Millionen-Marke nach oben überschritten ist.

Ob dann noch mehr Deutsche „weniger zufrieden“ damit sind, wie „unsere Demokratie funktioniert“?
Egal, für die ganzen Wahlen in 2009 ist das ja piepeschnurz.

Werner Jurga, 07.06.2008

 

P.S. ins Post Scriptum vom 29. Mai schrieb ich:
Wetten, dass bei der Bundestagswahl im September 2009 die Volksparteien ein absolutes Negativergebnis davon tragen werden – keine zwei Drittel, vielleicht sogar unter 60 Prozent.
Ich schätze, da will niemand mehr gegen antreten

 

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