Ilan Mor

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ilan Mor muss gehen. Jetzt aber wirklich.
Normalerweise dürfen die Mitarbeiter des diplomatischen Dienstes Israels nämlich höchstens vier Jahre an einem Arbeitsplatz bleiben. Ilan Mor ist jetzt aber schon seit August 2004 der Gesandte Israels in Deutschland, also schon fünf Jahre hier. Am Monatsende bricht er auf nach Israel.

Zum Abschied hat er Ivo Bozic von der linken Berliner Wochenzeitschrift Jungle World (Heft Nr. 30, 23. Juli 2009) ein Interview gegeben. Es trägt die Überschrift

»Zionist zu sein, bedeutet, in Israel zu leben«

Es ist wirklich ein sehr lesenswertes Interview: sollten Sie unbedingt einmal lesen. Mor verweist wiederholt darauf, dass er als Diplomat nicht für sich, sondern für den Staat Israel spreche. So können wir im Grunde nicht erfahren, wie er persönlich das Leben als Zionist in Israel empfindet. Allerdings ist dies auch für ihn persönlich nicht ganz so wichtig, da er dort nicht sehr lange wird bleiben können. Er wird alsbald in einem anderen Land „leben“ und arbeiten. Diplomatenschicksal.

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Das Interview endet allerdings mit seinem Wunsch, irgendwann nach Deutschland, nach Berlin zurückzukehren – als Botschafter. Mich würde dies übrigens auch freuen. Insofern: auf Wiedersehen, Herr Mor!

Ich bin Ilan Mor vor gut einem Jahr begegnet und hatte die Gelegenheit, eine Weile mit ihm zu sprechen. Wir redeten vor allem über das Verhältnis der deutschen Linken zu Israel. Über 1967 (Sechstagekrieg) und 1968 (APO) und darüber, wie sich in diesen Jahren die Einstellung der deutschen Linken zu Israel gedreht hatte.
Ich habe mich vor einigen Tagen in den Ruhrbaronen recht ausführlich dazu geäußert.
Der unten zitierte kleine Ausschnitt aus dem Gespräch mit Ivo Bozic mag deutlich machen, dass ich Ilan Mor noch im Hinterkopf gehabt haben muss, als ich meinen Gastbeitrag für die Ruhrbarone schrieb.

Werner Jurga, 26.07.2009

 

Sie haben ein besonderes Interesse an der deutschen Linken gezeigt. Wie kam es dazu?

Es ist nicht zu leugnen, dass das Verhältnis zwischen der Linken und dem Staat Israel sehr kompliziert ist. Zunächst war Israel 1967 für die Linken noch ein »David«, unmittelbar danach, 1968, gab es die Studentenbewegung und Israel war nach dem Sechs-Tage-Krieg zu einem »Goliath« geworden.
Für mich ausschlaggebend war vor ein paar Jahren das Positionspapier von Katja Kipping aus der Linkspartei. Als ich das gelesen habe, habe ich gesagt: Ich bin mit fast allem hundertprozentig einverstanden, was sie geschrieben hat. Zum ersten Mal las ich von jemandem aus der Linkspartei, das Existenzrecht Israels sei nicht diskutierbar. Mit Menschen, die so denken, kann ich einen Dialog führen. Sofort habe ich einen Termin mit Frau Kipping vereinbart, und der Rest ist schon Geschichte. Die neue Generation in der Partei »Die Linke« – Jan Korte, Bodo Ramelow, aber auch Gregor Gysi –, deren Herangehen ist nur zu begrüßen. Deswegen habe ich die Aufgabe, den Kontakt mit diesen Leuten zu halten, persönlich übernommen.

Aus: Jungle World (Heft Nr. 30, 23. Juli 2009) 

 

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