Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Das ist eben die gerechte Strafe

Wenn Ihr ja wenigstens Kapitalisten wärt. Eigenes Kapital Investieren, Arbeitsplätze schaffen? – Kein Gedanke. Ihr seid Zocker, Spekulanten, Spieler … und wer spielt, muss auch verlieren können! So ist das nun einmal, hä hä.
Investment-Banker, ja wenn ich so etwas schon höre. Was habt Ihr Euch hemmungslos die Taschen voll gemacht! Dagegen ist ja unser Ackermann echt ein armer Schlucker. Das hat der selber auch immer gesagt. Aber jetzt hat der Tornado einige von Euch ganz schön umgepustet. Umgehauen, besser gesagt, ja: der Ike hat einen harten Schlag. Das wussten wir schon seit der Verfilmung der Tina-Turner-Biographie: der Ike hat einen „hard punch“! Witzig.
Auch der Kommentar der Financial Times (FTD)

„Bankencrash - Sprung ins Dunkle

Es ist eine historische Zäsur für die Giganten der Wall Street
und ein großer Sprung ins Dunkle für die Finanzmärkte.

Bestimmt ins schwarze Loch; ich könnte mich beömmeln! Oder war es doch eher so etwas wie ein Wirbelsturm oder eine Bombenexplosion? Der Spieler-Sender n-tv scheint eher in diese Richtung zu spekulieren (Huch, dieser Wortwitz!):

Experten sprachen von einem Bankendrama in den USA,
das weltweite Druckwellen auslöste.

Fassen wir zusammen:

Kreditkrise frisst Großbanken
Lehman-Pleite schockiert

Also, wie n-tv resümiert:
Die amerikanische Finanzbranche hat sich auf einen Schlag dramatisch verändert.
Oder, wie die FTD unter der Überschrift „Tage des Umsturzes an der Wall Street“ aneinander reiht:
Lehman Brothers bereitet die Insolvenz vor, Bank of America kauft Merrill Lynch, AIG kämpft ums Überleben: Die Wall Street hat sich so sehr verändert wie noch nie an einem einzigen Wochenende.
AIG ist übrigens der größte amerikanische Versicherungskonzern, und die größte US-Sparkasse, nämlich „Washington Mutual”, ist ebenfalls pleite.
Und was ebenfalls nicht unerwähnt bleiben soll (Spiegel Online drückt es so aus):

Lehman-Pleite erschüttert Deutschlands Märkte

Das ist ja auch kein Wunder: hier ist es zwar alles nicht ganz so schlimm wie drüben (USA natürlich; DDR gibt es doch gar nicht mehr), aber fast. So ähnlich, allerdings ein bisschen geschliffener, sagte das heute auch ein Sprecher des deutschen Finanzministeriums und alle Sprecher aller Fernsehsender. Ja logisch: so gierige Kapitalisten gibt es ja auch hier. Äh, ich meine: Spekulanten und so Leute.

Und wenn es denen gut geht, geht es unsereins schlecht. Also uns hier unten, den kleinen Männern oder Frauen. So war das doch ständig, also letzthin - seit Jahren, mal überlegen … egal: ich wüsste jedenfalls nicht, wann das einmal anders gewesen sein sollte.
Das bedeutet im Umkehrschluss: wenn es denen nicht ganz so gut geht, müsste das für unsereins ein gutes Zeichen sein. Und es sieht echt gut aus: gerade bei den Banken sind die Aktienkurse ganz schön in den Keller gegangen. Die Vorstandsmanager kriegen dieses Jahr bestimmt keinen Millionenbonus, und ihre Spekulanten fliegen gleich ganz raus. Ätsch!
Für uns normale Menschen wird wahrscheinlich alles besser. Die Preistreiberei lässt nach, die Inflationsrate sinkt … und der Rohölpreis sinkt. Heute deutlich unter hundert Dollar. Vielleicht geht der Spritpreis sogar wieder unter ein Euro vierzig. Mensch, das wäre aber toll – Träumen erlaubt! Möglich ist ja schließlich alles; denn:

Der Abschwung ist da!

Gut, das ist schon etwas länger klar: aber das er mit so einem Urknall als schwarzes Loch daher gesaust kommt … das übertrifft ja alle Erwartungen. Spekulanten voll sauer, Ölpreis kräftig runter: einfach toll! Sagen wir mal so: Glück gehabt!

Werner Jurga, 16.09.2008