Henryk M. Broder

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Henryk M. Broder ist Publizist. Er schreibt Bücher und beinah täglich eine Kolumne, mitunter gar zwei, was nichts Schlechtes heißen muss. Am meisten schreibt er logischerweise für seinen Blog, die Achse des Guten.
Broder veröffentlicht in vielen deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften, regelmäßig im Tagespiegel und noch öfter bei Spiegel Online. Sein Themenschwerpunkt ist der Antisemitismus, sei es der linke, der rechte oder der aus der vermeintlichen Mitte. Und selbstverständlich der islamisch bzw. islamistisch (Broder unterscheidet da bewusst nicht) motivierte Antisemitismus. Sein Buch Hurra, wir kapitulieren! avancierte zum Bestseller.

Polemisch sei Broder, ist zu lesen, und weitere, mindestens ebenso klangvolle Adjektive ergänzen dieses Urteil. Vor kurzem hatte er Avi Primor dazwischen, den in Deutschland hoch geschätzten, ehemaligen israelischen Botschafter. Erschienen in Henryk M. Broders Sparring-Arena, so der von ihm selbst gewählte Titel.
Primor, den Broder als “Jew on Demand†bezeichnet – ja Broder -, meinte, auch in Deutschland vernehmen zu können, wie der Antisemitismus tendenziell abnehme. Außerdem schlug er sich im schwierigen Verhältnis zwischen den beiden neuen Regierungen in den USA und in Israel deutlich auf Obamas Seite. Also der Avi Primor; dem Henryk M. Broder ist hierzu nichts zu entlocken.
 

Missing Link:
Broder zu Obama und  Netanjahu

Egal, spielt ja auch keine Rolle. Broder hat ganz klar Primors Eindruck vom abnehmenden Antisemitismus zurückgewiesen. Und zwar völlig zu Recht, wie ich finde. Und das finden nicht nur Broder und ich, sondern auch – die Aufzählung erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit - das American Jewish Committee, das Anne-Frank-Zentrum, die Aktion Sühnezeichen, der Verein "Gegen Vergessen für Demokratie", das Fritz-Bauer-Institut und die Amadeu-Antonio-Stiftung.
Genau diese sechs NGOs hatten für gestern zu einem Pressegespräch eingeladen, um die Öffentlichkeit über “die ausstehende Umsetzung des Parlamentsbeschlusses" zu informieren.
Dreimal dürfen Sie raten, von wem ich das weiß! Richtig: von Henryk M. Broder.
Zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht im November 2008 hat der Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, ein Expertengremium ins Leben zu rufen, das jährlich einen "Antisemitismusbericht" erarbeiten soll …
… okay, das wusste ich schon; aber ich muss gestehen, dass ich gar nicht mehr im Auge behalten habe, was daraus geworden ist. Sie ahnen schon: nix! Deshalb hatten die sechs Organisationen zum Pressegespräch über die ausstehende Umsetzung eingeladen. Und Broder, der sich noch am 6. Juli über Primor, das Würstchen vom Dienst, ereifert hatte wegen des Kleinredens von Antisemitismus, findet diese Aktion des American Jewish Committees, des Anne-Frank-Zentrums, der Aktion Sühnezeichen, des Vereins "Gegen Vergessen für Demokratie", des Fritz-Bauer-Instituts und der Amadeu-Antonio-Stiftung …
… wie soll ich es Ihnen sagen? Also – nicht ganz so gut …
 

Mit Kommissionitis gegen den Antisemitismus

hat er seinen jüngsten Text überschrieben und klar analysiert:
Nun wissen auch die Sprecher der sechs NGOs, die ihre subsidierte Existenz mit Umtriebigkeit rechtfertigen, dass die Bundesregierung vor dem Ende der laufenden Legislaturperiode nichts unternehmen, nicht einmal eine neue Flaschenpfandregelung beschließen wird. Sie wissen auch um den symbolischen Charakter unverbindlicher Resolutionen, die unter dem Druck historischer Gedenktage zustande kommen.
Ach so, ja! Da hat der Broder aber Recht. Das müssten die doch eigentlich wissen! Dass unverbindliche Resolutionen, die unter dem Druck historischer Gedenktage zustande kommen, allenfalls symbolischen Charakter haben. Jetzt, wo der das so schreibt der Broder! Der kann aber auch scharf formulieren! Weil der so scharf denkt, der Broder!
Verbindliche Resolutionen, die nicht so unter Druck beschlossen werden, wegen historischer Gedenktage und diesem Tinnef, sondern die einfach mal so beschlossen werden, weil man ja auch einmal mitten im Sommer feststellen könnte, dass der Holocaust ein einzigartiges Menschheitsverbrechen gewesen ist. Das wär´s! Und dann müsste noch verbindlich festgelegt werden, dass Regierung und Parlament antisemitisches Treiben aller Art permanent, am besten institutionell, im Auge haben. So könnte etwas draus werden! Aber so?! Da muss Broder doch ganz klar einmal fragen:
Warum also die Eile und der Versuch, kurz vor den Wahlen Druck auszuüben?

Vor den Wahlen! Das muss man sich mal vorstellen! Einer wie Broder hat natürlich schon so eine Ahnung, warum diese Kostgänger so einen Quatsch machen. Hier:
Vermutlich aus zwei Gründen. Erstens gehört Klappern zum Handwerk der NGOs, zweitens soll das Sommerloch genutzt werden, bevor das Ungeheuer von Loch Ness aus der Versenkung auftaucht.
Genau! Was diese Grünschnäbel in den NGOs für eine Berufsauffassung haben. Klappern gehört zum Handwerk - Palaver machen also. NGO, das heißt doch: Nicht-Regierungs-Organisation. Das müssen sich diese jungen Leute mal hinter die Ohren schreiben. Und dann auch noch kackfrech das Sommerloch auszunutzen wollen! Ausgerechnet vor den Wahlen! Die führen sich vielleicht auf, die Knirpse!
Und wissen sie auch warum? Ja, warum wohl?! Der Broder weiß, mit welchen Leuten wir es hier zu tun haben:
Die Ernennung eines "Antisemitismusbeauftragten" beziehungsweise die Berufung eines "Expertengremiums" wäre nur eine weitere ABM-Maßnahme zugunsten derjenigen NGOs, die sie fordern.
Kennt man ja: wenn irgendwo in deutschen Kassen die Münze klingelt …
Andererseits, und da hat er auch wieder Recht: das hier ist wiederum eine typisch deutsche Krankheit. Broder klärt auf:
 

Für jedes Problem eine Kommission

Denn egal, wozu der Bundestag im November vergangenen Jahres die Bundesregierung aufgefordert hat, weder die Abgeordneten, noch die Bundesregierung, noch die vielen Experten sind sich darüber im Klaren, was sie unter "Antisemitismus" verstehen wollen. Es ist ein wolkiger Begriff, …
Das dachten wir uns schon. Wenn man genau liest, stellt man auch fest, dass Broder das eigentlich gar nicht eingesehen hat. Es ist vielmehr ein Vorwurf. An die Regierung, an das Parlament und an die Experten, die Broder zwar nicht in Anführzeichen setzt, zumal er mit dem kleinen Wörtchen viele durchaus hinkommt.
Wie dem auch sei: die Leute sind sich nicht einig, was Antisemitismus überhaupt ist. Des weiteren ist auch festzustellen, dass es da nicht einmal hilft, Broder zu lesen. Und den Bundestag über so etwas diskutieren zu lassen ? – Na, ich bitte Sie! Eine beschissene Situation!
Und jetzt dürfen Sie wieder dreimal raten, wer daran Schuld ist! Nein, nicht der Jude. Antwort Eins war schon mal falsch. Antwort Zwei: die NGOs auf ABM-Suche. Hhhmm, nicht schlecht. Aber auch falsch. Die wollen sich nur Pöstchen damit sichern. Aber Schuld, also Schuld … Bingo! Antwort Drei ist richtig: die Kommunisten. Und, war das jetzt so schwer? Die sind nämlich – das auch lasse ich mal weg – ganz schön gerissen. Aber Broder ist dahinter gekommen: die Linkspartei
betreibt gegenüber Israel eine Politik der Arbeitsteilung. Pau und Gysi ("Der Antizionismus kann... für die Partei... keine vertretbare Position sein") sind die "good guys", Norman Paech und Ulla Jelpke ("Ich halte es für legitim, gegen Zionismus zu sein") die "bad guys", wie in einem Polizeifilm. So wird die jeweilige Klientel innerhalb der Partei bedient, während man nach draußen den Eindruck der Äquidistanz vermittelt.
Gerissen, nicht wahr?! Die Weisen von Anti-Zion. 

Umso wichtiger, dass Henryk M. Broder dies alles enthüllt. Das können diese Würstchen vom American Jewish Committee doch nicht. Und der Primor, der will ja noch nicht einmal. Ja Gott, der Mann ist mehr als zehn Jahre älter als sogar Broder himself. Was erwartet man da?!
Es kann nur den einen geben. Nicht zu jung und nicht zu alt. Keine ABM-Stelle mehr nötig, aber die Rente reicht halt auch nicht. Nicht zu hungrig, nicht zu satt. Zu alt für diesen Schweinskram à la Pardon und Spontan, aber gerade noch jung genug für einen Preis in Sachen Online-Publizistik. Never satisfied, aber oder deshalb: ständig in der Sparring Arena.
Kommt doch an, wenn Ihr was wollt! Alle! Gegen Broder. Ihr werdet ja schon sehen, was Ihr davon habt.

Werner Jurga, 10.07.2009

 

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