Harald Schmidt: Boykott

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Auszüge aus der Harald-Schmidt-Kolumne im “Focus” vom 23.04.2008:
HIER SCHREIBT HARALD SCHMIDT

Boykott

Wenn das mal den Chinesen nicht zu denken gibt! Yvonne Bönisch, unsere Judo-Goldfrau von Athen 2004, hat als erste deutsche Olympiasiegerin den Verzicht auf die Eröffnungsfeierlichkeiten in Peking angekündigt.

Sie möchte – klar – „Zeichen setzen“. Dafür scheint die Eröffnungsfeier bestens geeignet. Entweder man bleibt gleich weg oder zieht beim Einmarsch eine Schnute. Oder guckt auf der Tribüne beleidigt. Gut auch: mit dem Rücken zum Rasen sitzen. So kapieren die Veranstalter: Alles lässt der Westen auch nicht mit sich machen. Weiterhin möchte Yvonne Bönisch in Peking mit einem Symbolband am Handgelenk gegen Menschenrechtsverletzungen in Tibet protestieren. Recht so. Schließlich soll es in Tibet ja besonders schlimm zugehen, verglichen mit anderen Teilen der Welt. Was man so hört.

Fechterin Imke Duplitzer möchte nach dem Ende ihres Wettbewerbs „China wohl sofort verlassen“. Schade eigentlich. Denn hinterher sitzt man meistens noch gemütlich bei Bier und Würstl zusammen und meidet den Kontakt mit Nicht-Medaillen-Gewinnern.

Zumindest war es in Turin so. Für mich als Sportjournalisten werden es die zweiten Olympischen Spiele sein. Boykott kommt für mich nicht in Frage. Erstens wäre es unfair den Sportlern gegenüber, und zweitens hat Michael Vesper schon sein Zimmer gebucht. Allerdings werde ich aus Protest tagsüber mein Hotelzimmer kaum verlassen.

 

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