Hannelore Kraft

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die Steuern – na logisch: runter natürlich! Irgendwie. Und selbstverständlich auch irgendwann. Irgendwer wird wohl auch dafür bezahlen. Sozialversicherungsbeiträge – auch klar. Am besten man sagt da erst gar nichts zu. Bevor wieder mit so Begriffen wie z.B. Kopfpauschale Stimmung gemacht wird. Dennoch – oder deshalb? Die ganze Sache war / ist jedenfalls ein ziemlicher Flop. Das von CDU und CSU in aller Bescheidenheit als Regierungsprogramm bezeichnete 50-Seiten-Papier hat in den Medien nicht das gewünschte Echo gefunden. Die FTD beispielsweise wählt als Überschrift für ihre Presseschau hierzu kurz und knapp: „Die Union lügt“.
So weit will ich gar nicht gehen. Hinterher habe ich eine Unterlassungserklärung bzw. die freundliche Bitte, eine ebensolche zu unterschreiben, am Hals. Ich drücke mich vorsichtshalber etwas vorsichtiger aus – schon aus Vorsicht. Sagen wir mal: das Wahlprogramm der CDU / CSU ist irreführend.
Mmhh, das ist doch etwas zu schwach, direkt schon übervorsichtig. So, jetzt schlage ich zu: es ist grob irreführend. Das hat gesessen! Das ist freilich keine Tatsachenbehauptung, sondern eine Meinungsäußerung, sage ich vorsichtshalber dabei. Selbstverständlich sollte man – falls irgendwie möglich – irgendwie begründen können. Irgendwie heißt hier sowas wie ohne genaue Begründung, aber auch nicht ohne Begründung. Irgendwie eben – schon vom Feeling her.

Wer hat die Kraft?

Nehmen wir uns also das Wahlprogramm der Union mal vor. Wie das schon losgeht! Klar: mit dem Titel. Er lautet: wir haben die Kraft! Die Ruhrbarone erblicken hier bereits eine große Verwirrung, und ich gehe da knallhart noch einen Schritt weiter. Ich bleibe nämlich dabei: es ist eine grobe Irreführung. Die haben nämlich gar nicht die Kraft; die ist nämlich bei uns, die Kraft. Die Hannelore Kraft.
Bei uns, nur um nicht irrezuführen, meint hier: die ist in der SPD. Also nicht etwa in der Blogosphäre, wie Spiegel Online die Internet-Community nennt. Oder die Netzwelt. Die Blogger eben. Also da gehört sie nicht dazu, die Hannelore Kraft. Was insofern auch wiederum nicht ganz so gut ist, weil heutzutage zum Beispiel Wahlkämpfe auch online entschieden werden. Yes, that can!
Und im nächsten Jahr sind in NRW Landtagswahlen, und da ist Hannelore Kraft Spitzenkandidatin der SPD. Das hatte ich gar nicht so richtig mitbekommen, aber nun ist es einmal so. Da kann Unsereiner jetzt auch nichts mehr dran machen, glaube ich jedenfalls. Aber jetzt komme ich vom Thema ab – wo war ich noch mal?
Ach ja, Hannelore Kraft hat sich in Vorbereitung ihres Online-Wahlkampfes – das ist aber jetzt eine reine Spekulation meinerseits, kann ich nicht belegen, ist nicht unbedingt gesagt – oder – rein vorsichtshalber – aus Langeweile oder weil sie einfach mal Bock drauf hatte, einmal ihre eigene Homepage angesehen und sich dazu durchgerungen, an ihrer Vita eine kleine Änderung vorzunehmen. Ich zitiere aus Spiegel Online:
Dem Bottroper Journalisten David Schraven war aufgefallen, dass sich der Lebenslauf auf Krafts Homepage geringfügig geändert hatte. "In der Zeit von 1989 bis 2001 Unternehmensberaterin und Projektleiterin", steht in der aktuellen Fassung. Bis 2006 war dort noch detailliert zu lesen, für wen sie in diesen Funktionen gearbeitet hat: die Mülheimer Firma Zenit GmbH (Zentrum für Innovation und Technik NRW).

Und jetzt stellen Sie sich bloß einmal vor, was dieser Herr Schraven aus dieser Geringfügigkeit gemacht hat. Unfassbar! Ich zitiere weiter aus Spiegel Online:
In seinem Blog Ruhrbarone spekulierte Schraven über den Grund: "Warum ist aber der Hinweis auf die Zenit GmbH verschwunden? Nun, vielleicht liegt es daran, dass die Zenit GmbH in einen der großen NRW-Förderskandale verwickelt war, in dessen Verlauf vor zwei Jahren auch die Rolle von Hannelore Kraft kritisch hinterfragt wurde."
Vielleicht. Ja, der Kerl ist gut: vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ein Journalist. Okay, das ist er, dieser David Schraven, sagt auch Hannelore Kraft. Er sei "nicht irgendein Blogger, sondern ein Journalist, der für verschiedene Medien in NRW schreibt.“ Und da möchte ich – ganz persönlich und in aller Vorsicht – ergänzen: kann gut sein, dass sie damit Recht hat. Und gerade deshalb, und natürlich weil vielleicht alles irgendwie ganz anders war, hat sie dem Spiegel gesagt: „Das konnte ich nicht so laufen lassen, das widerspricht meinem Gerechtigkeitssinn."
Richtig! Gerechtigkeit ist nämlich ganz wichtig. Ein Grundwert der Sozialdemokraten. Genauso wie die Freiheit. Und die Gedanken sind nun einmal frei. Und warum die Hannelore etwas macht, kann ja wohl nur sie selbst wissen. Und niemand anders! Ende, aus, Feierabend! Für Hannelore Kraft
waren nämlich diese zehn Wörter einfach zu viel Text auf der Vita-Seite ihrer Homepage:

die Mülheimer Firma Zenit GmbH (Zentrum für Innovation und Technik NRW).

Der Text auf ihrer Homepage sei mit der Zeit einfach zu lang geworden, hat sie gesagt, die Frau Kraft dem Spiegel. Klar, Online-Wahlkampf, da muss die Seitengestaltung schon attraktiv sein. Da ist zuviel Text tödlich: die Mülheimer Firma Zenit GmbH (Zentrum für Innovation und Technik NRW) - so etwas kann man einfach nicht bringen. Absolut unattraktiv. Fast schon tödlich.
Ja, das glaube ich! Und nicht so ein „Vielleicht“ von so einem Ruhrbaron. Und weil Frau Kraft selbst bestimmen will, warum sie etwas tut, haben ihre Rechtsanwälte dem Herrn Schraven eine Unterlassungserklärung zugeschickt, die er bitte freundlicherweise unterzeichnen sollte. Bis vorgestern. Er sollte einfach nur versprechen, nie wieder zu schreiben, dass Frau Kraft vielleicht ... – und andernfalls kräftig Knete abdrücken.

Nun hat er das aber nicht unterschrieben. Und wie ich sie so einschätze – in aller Vorsicht, versteht sich -, wird sie jetzt klagen. Und lernen, was mit dem Begriff Streisand-Effekt gemeint ist. Und sie wird verlieren, dieses Verfahren und noch viel mehr. Leider nicht nur sie, sondern auch die SPD. Als wenn man nicht schon genug Sorgen am Kopf hätte. Und jetzt auch noch so ein Mist!

Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität

Die sozialdemokratischen Grundwerte. Und weil Freiheit und Gerechtigkeit so wichtig sind, ist auch Solidarität sehr wichtig. Deshalb habe ich mich gestern wiederholt auf der entsprechenden Seite David Schravens zu Wort gemeldet. Das konnte ich nicht so laufen lassen, das widerspricht meinem Gerechtigkeitssinn. Und meinem Verständnis von Freiheit.

Werner Jurga, 01.07.2007

 

[Jurga] [Home] [März 2010] [Marxloh stellt sich quer] [Februar 2010] [Januar 2010] [2009] [Dezember 2009] [November 2009] [Oktober 2009] [September 2009] [August 2009] [Juli 2009] [Juni 2009] [Mai 2009] [April 2009] [März 2009] [Februar 2009] [Januar 2009] [2008] [2007] [Kontakt]