Genauer hinschauen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Die Samstags-WAZ vom 12.04.2008: Thomas Krützberg hat es mit „seinem“ Duisburger Jugendamt weit gebracht, eigentlich ein Traum, uneigentlich ein Alptraum. Auf die Seite 1 der WAZ in den Leitartikel und auch noch auf die Seite Rhein-Ruhr in den großen Hintergrundbericht.  Und noch ein Artikel auf der Titelseite berichtet über den Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ), der allerdings Duisburg nicht erwähnt. Dafür jedoch recht süffisant Thomas Maders Kommentar auf der Titelseite, Überschrift:

Genauer hinschauen

Wohnheime, in denen türkischstämmige Jugendliche indoktriniert werden mit antidemokratischen Werten. In denen sie zum Teil geschlagen werden, in denen ihre Integration behindert wird ...
Diese Vorwürfe gegen den Verband Islamischer Kulturzentren sind Einschätzungen der Kölner Polizei. Das entsprechende interne Papier ist seit 2006 allen zuständigen Stellen bekannt ... Das Duisburger Jugendamt sagt: Wir haben gute Erfahrungen gemacht. Wie passt das zusammen? ... Es wird noch immer weggeschaut.
Das muss ja nicht so bleiben !
Zunächst: was ist passiert ? – Der Kölner Stadtanzeiger berichtete am Freitag, den 11.04.2008, über dieses Papier der Kölner Polizei:
Der Verband Islamischer Kulturzentren soll Kinder antidemokratisch erziehen. Kinder würden geschlagen und auf den Koran getrimmt. Der Heilige Krieg und das Märtyrertum sollen in Predigten verherrlicht worden sein. Antijüdische, antidemokratische Einstellungen würden vermittelt, Gemeindemitglieder an der Integration gehindert. Es sind schwere Vorwürfe, die die Polizei in Köln gegen den Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ) erhebt. Auch in den Gemeindezentren sollen Steuern hinterzogen worden sein, belastende Unterlagen seien systematisch vernichtet worden. Zusammengefasst sind die Einschätzungen in einem internen Bericht, der entstand, nachdem die Polizei im März und Mai 2005 gegen den drittgrößten türkischen Religionsverband wegen Steuerhinterziehung ermittelt hatte.

Das fand die WAZ-Redaktion (die zentrale in Essen) verständlicherweise interessant genug für eine Recherche. Die Kölner Polizei bestätigte die Authentizität des Berichts, und schon fand man heraus, dass besagter VIKZ doch auch in Duisburg-Hochfeld ein Wohnheim betreibt. Folglich erkundigten sich die WAZ-Leute beim Duisburger Jugendamt, was denn damit ist. Und siehe da: der VIKZ ist ein Islamverein mit zwei Gesichtern. In Duisburg unterhält der Verein ein Vorzeigewohnheim. In Waltrop betrieb er bis Mittwoch ein illegales Internat.
Das Jugendamt Duisburg prüft nämlich regelmäßig, ob es hier negative Einflüsse gibt, sein Leiter Thomas Krützberg (SPD) sagt: "Wir haben positive Erfahrungen gemacht mit der Gemeinde vor Ort." Und – das weiß ja jeder – den Leuten vom Jugendamt kann man nichts vormachen; denn die haben auch über die Schulen ein besonderes Auge auf das Wohnheim.
Und Lehrern kann man sowieso schon mal nichts vormachen. Ob auf Grund dieser soliden Datenlage das Duisburger Jugendamt noch weitere Methoden zur Informationsbeschaffung eingesetzt hat, um seinem Wächteramt nachzukommen, ist mir nicht bekannt. Sicher:
Natürlich steht auch Korankunde auf dem Plan. Eltern, die ihre Kinder hier abgeben, erwarten vor allem ein konservatives religiöses Fundament...

was das Jugendamt so macht

Natürlich ! – Da werden ja dann gewiss die Eltern schon darauf achten, dass ihre Kinder nicht von integrationsfeindlichen, antidemokratischen und judenfeindlichen Hetzern erzogen werden. Wofür ja wiederum auch die „positiven Erfahrungen“ unseres Jugendamtes sprechen. Welch positive Erfahrungen könnten Krützberg wohl in den Sinn gekommen sein ? Darf uns der Amtsleiter wahrscheinlich nicht sagen – Schweigepflicht, nehme ich an.
Ob er schon ein einziges türkisches Mädchen aus dem Hochfelder Heim ohne Kopftuch gesehen hat ? – Ach nun ja, das spielt ja keine Rolle, ist ja nur ein Stück Stoff, also nicht so wichtig ...
Hat sich Krützberg von diesem Mädchen – ob nun mit oder ohne (hihi) Kopftuch - hat erzählen lassen, ach Quatsch: von einer Lehrperson dieser Koranschülerin hat erzählen lassen, wie super die Projekttage waren: „Alle drei abrahamitischen Religionen bedeuten Frieden !“ Wie sie da gelernt hat, dass die Juden den Monotheismus geschaffen haben, und dass alle vom Propheten im Koran erwähnten Propheten Juden waren. Und wie der Thomas erst einmal gestaunt hat, als (er davon hörte, dass) das Mädchen gesagt hat, man dürfe freilich den Koran nicht zu wörtlich nehmen, vielmehr müsse man ihn in seiner Zeit sehen. Die Scharia sei selbstverständlich nicht mehr zeitgemäß; hier und heute sei die Menschenwürde unantastbar. Ja, das waren schon „positive Erfahrungen“, die Krützberg gemacht haben dürfte. Und als dann auch noch das Mädchen aus dem islamischen Heim mit „konservativem religiösen Fundament“ anfing, ein Loblied auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau zu singen, freute sich der Amtsleiter und dachte an die Gleichstellungsbeauftragte.

Ja sicher, so könnte es gewesen sein. Wollen wir mal hoffen – für Krützberg -, dass es wirklich so ist, wie die WAZ schreibt, dass der Verein in Duisburg ein „Vorzeigewohnheim“ betreibt, dass
der VIKZ in Duisburg-Hochfeld ein freundliches Gesicht zeigt .
Das Landesjugendamt Münster dagegen hat am Mittwoch bereits ein illegales Internat desselben Verbandes in Waltrop ausgehoben. Dem Einwohnermeldeamt war aufgefallen, dass 30 junge türkische Frauen ihren Wohnsitz in der Moschee Am Schwarzbach angegeben hatten. Das Gebäude in einem Gewerbegebiet ist jedoch baurechtlich nicht zugelassen als Wohnraum. Wie sich bei dem unangekündigten Besuch herausstellte, haben sechs muslimische Theologinnen aus der VIKZ-Zentrale in Köln die 30 Frauen internatsmäßig unterrichtet, darunter elf Minderjährige. Interessanterweise haben zunächst weder Stadt, noch Amt oder Polizei die Öffentlichkeit informiert.
Also: die zwei Gesichter des VIKZ. – Was aber, wenn die WAZ nur deshalb auf die die Zwei-Gesichter-Theorie gekommen ist, weil ihr der Duisburger Jugendamtsleiter von „positiven Erfahrungen“ erzählt hat, die auf nichts anderem als auf ordentlichen Schulnoten beruhen ? – Reine Spekulation. Aber wäre schon irgendwie blöd, wenn man sich fragen müsste, ob Krützberg das ihm anvertraute Wächteramt sachgerecht ausgeführt hat. Wenn man sich fragen müsste, ob Krützberg seinem Amtseid, sich jederzeit und unter allen Umständen für die freiheitliche Demokratie stark zu machen, in dieser Angelegenheit wirklich gerecht geworden ist.

Werner Jurga, 14.04.2008

 

P.S.: Nur für den Fall, dass mich jemand der Islamophobie bezichtigen sollte, neuerdings „Rechtspopulismus“ genannt, die Frage: ob Herr Keles auch ein „Rechtspopulist“ ist?
Scharfe Kritik daran kommt etwa von Sait Keles, Ratsherr der Grünen in Duisburg und selbst Türke: "Im Besonderen fällt das gesellschaftliche Fehlverhalten der Religionsgemeinschaft VIKZ auf, die erneut die Duisburger mit der Errichtung von Gebetshäusern vor vollendete Tatsachen stellen möchte . . . Mit Verschleierungen und wohlklingenden Worthülsen gewinnt man kein Vertrauen."

alle Zitate (kursiv und blau dargestellt) aus WAZ, 14.04.2008

 

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