Fehler in DU-West

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Als ich neulich den „Autokrieg“ gegen Deutschland für einen Atomkrieg gehalten hatte, habe ich Sie bereits wissen lassen, dass morgens mein erster Gang zum Briefkasten der WAZ gilt, die ich allerdings aufgrund meines bedauerlichen Allgemeinzustandes zu dieser Stunde ...
Aber vorgestern – als erstes lese ich immer den Teil Duisburg-West - sprangen die Synapsen in meinem Hirn sogleich an: den kennst Du doch, meldete mein Hirn beim Anblick des großes Fotos auf der ersten Seite. Es war das Lästermaul. Gestern lag wieder so eine elektrische Übertragungsstörung vor. Gleiche Stelle, gleich großes Foto, gleiche Brille, ein gleichalter Herr – die Neurotransmitter melden: „Scheiße, WAZ von gestern!“ – Falsch! Wobei dieser neurologische Ausfall auf ein psychologisches Problem hinweist: auf eine Mischung zwischen Selbstverleugnung und Größenwahn. Das Foto gestern zeigt nämlich nicht mich, sondern den tüchtigen Amtsleiter.

„Hier sind Fehler gemacht worden“

räumt Thomas Krützberg, der Leiter des Duisburger Jugendamts ein. „Hier“ – das ist in diesem Fall Homberg-Hochheide, und hier haben in der Silvesternacht Jugendliche ausländischer Herkunft eine echte Gewaltorgie veranstaltet. Krützberg stellte sich auf einer SPD-Veranstaltung den Fragen von etwa hundert Teilnehmern, die meisten davon unmittelbare Anwohner. Zu lange sei nichts passiert, und dies werde die Stadt nun mit einem „Paket konsequenter Maßnahmen“ ändern. Der Homberger SPD-Fraktionschef Grindberg kritisiert die Polizei, weil sie ihre neue Wache statt in Hochheide im gemütlichen Alt-Homberg bezieht. Immerhin steht jetzt ständig ein Streifenwagen auf dem Platz der Ladenstadt, was zwar Not tut, aber nicht ein einziges Problem löst. Denn, so kommentiert der NRZ / WAZ – Chefredakteur im Duisburger Westen: „Gewaltbereitschaft ist keine Frage der Nationalität, sondern einer gesellschaftlichen Fehlentwicklung. Und diese sollte man in der Tat nicht tabuisieren, sondern öffentlich zum Thema machen.“
Was ja in Homberg geschehen ist, und was auch in Rheinhausen geschieht. Die SPD-Bezirksfraktion fordert permanente Videoüberwachung für den Bahnhof Rheinhausen, allerdings zieren sich meine Freunde noch, Ross und Reiter zu nennen. Dabei wissen die bestimmt auch, wer in Friemersheim den Bahnhof unsicher macht. Aber man will ja nicht in die rechte Ecke gestellt werden, eine Sorge, die sie mit zwei anderen Bezirksvertretern teilen. Die Rede ist von Achim Brendel (Linkspartei) und Karsten Vüllings (bürgerlich Liberale), die der Presse über die Zustände in Rheinhausen-Mitte berichten. Vüllings war und ist schon alles Mögliche, aber nun wirklich kein Rechter. Es könne so nicht weitergehen, sagt er. Und weil das stimmt, und weil letztlich auch den Tätern kein Gefallen mit Totschweigen getan wird, ist es auch kein bisschen rechts, wenn Karsten Vüllings Vandalismus, Randale, Einbrüche und dergleichen thematisiert. Als Sprecher der Rheinhauser Einzelhändler ist es gleichsam seine Pflicht.
„Niemand traut sich, den Mund aufzumachen, denn er könnte ja ausländerfeindlich sein. Aber es darf nicht so weit kommen, dass eine bestimmte Gruppe sich anmaßt, ... Angst und Schrecken zu verbreiten.“ Das sagt jetzt allerdings der linke Achim Brendel. Es könne nicht sein, mahnt er, dass dieses Problem „gerade von linken Parteien verharmlost wird“. Hat auch er Recht; denn „Angst und Schrecken zu verbreiten“, sollte alle stören, gerade auch alle, die sich für links halten. Denn die Autos, deren Scheiben eingeschlagen und deren CD-Player entwendet werden, gehören nicht den „Besserverdienenden“ – die haben nämlich eine Garage, sondern den „kleinen Leuten“, die mitunter ihren PKW über alles lieben. Vor etwa einem Vierteljahr berichtete mir ein Polizeibeamter, es seien in einer Nacht reihenweise Autos demoliert worden, und zwar gezielt nur Opel Corsa ....

Probleme einer Einwanderungsgesellschaft

Ein Tabu bricht: es wird über die Kriminalität türkischer bzw. türkischstämmiger Jugendlicher geredet. Dass es dieses Tabu gegeben hat, ist ebenso unbestreitbar wie die Tatsache, dass es zu spät gebrochen wurde. Nur: wer sich schon einmal mit diesen Thema ein wenig im Internet umgesehen hat, wird wissen, dass auch Tabus ihren Sinn und Zweck haben. Es ist ja nicht so, dass es Ausländerfeindlichkeit und Rassismus nicht gäbe. Und so etwas ist unter Demokraten tabu!
Wir haben zu reden über relativ normale Probleme einer Einwanderungsgesellschaft, zu denen die Chancenlosigkeit vieler muslimischer Kinder ebenso gehört wie deren überproportional hohe Kriminalitätsrate.
Wer dabei so tut, als seien die unseren die besseren, scheint zu vergessen, dass in Deutschland täglich etwa drei Fremde Opfer rechtsextremer Gewalt werden.
„Täglich etwa drei“ – erinnern Sie sich noch, welches Thema im Dezember die Medien beherrschte. Wenn nicht, dann sehen Sie hier mal nach, rechte Spalte. Leicht finden Sie hier die Antwort auf die Fragen, warum tun die bloß so etwas, von wem haben die das bloß?
“Ja, hier im Land herrscht eine skandalöse Toleranz gegenüber Gewalttätern. Da hat Hessens Ministerpräsident Roland Koch im Prinzip ganz recht. Doch hat Koch die Falschen im Visier. Hunderttausende brechen bei uns tagtäglich das Gesetz“, schreibt der Berliner „Tagesspiegel“.

Werner Jurga, 18.10.2008

 

P.S.: gestern wurden, am helllichten Tag, mitten in Berlin, jüdische Schüler angegriffen. Die Täter hetzten einen großen Hund auf sie und grölten antisemitische Parolen. Wer war das wohl? Neonazis? Islamisten? – Nein, es waren Punker!

 

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