Eklat im Fernsehen

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Sie kennen natürlich Thomas Gottschalk. Und als Leser von jurga.de wird Ihnen auch Marcel Reich-Ranicki (MRR) ein Begriff sein.
Nun sollte auch MRR ein Fernsehpreis verliehen werden; der aber wollte sich nicht in eine Reihe mit all den anderen Fernsehstars gestellt wissen, nahm den Preis nicht an und bezeichnete Gottschalks Show, der er bereits zwei Stunden beiwohnen durfte als „Blödsinn“. Die WAZ macht heute mit dieser Story auf; es reicht einem ja auch langsam mit der Finanzmarktkrise. Herrlich: das Foto der beiden älteren Herren mit ihren erhobenen Zeigefingern.

Kennen Sie auch Lars L. von der Gönna? – Nicht. Macht nichts. Mir sagt dieser Herr auch nichts. Wie dem auch sei. Dem Herrn von der Gönna fiel die Aufgabe zu, den Eklat, für den MRR bei der ZDF Fernsehgala gesorgt hatte, zu kommentieren. Überschrift:

Befreiende Worte

Eine Gala dieser Sorte sei also „Blödsinn“, behauptet MRR, wozu Lars L. von der Gönna anmerkt:

Das ist weniger mutig als ehrlich …

Das mag ja sein, lieber L.L. von und zu, aber: es ist doch schön, wenn es mal gesagt wird. Allein schon die Tränen der Veronica F.: „Er hat viele Menschen verletzt!“ Dolle Show.

Nun jubelt die kulturpessimistische Welt über die Galle des greisen Büchernörglers.

Ja, er kennt sich aus in der Szene, der Lars L.; aber ist er auch ein Gönner, der Herr von der Gönna?

Eine Mutmaßung sei als Wermutstropfen gestattet: Hätte die öde Gala allein MRR gegolten, hätte der Mann, dessen Eitelkeit kein Geheimnis ist, das Ganze wohl gelassener gesehen.

Was soll das heißen: „sei gestattet“? Hat er jemanden gefragt? - Also mich nicht. Ich hätte jedenfalls diesem adeligen Schnösel diese „Mutmaßung“ nicht gestattet. Nichts gegen einen Wermutstropfen; aber diesen billigen Piss hätte er sich sparen sollen, dieser Gönna.
Klar: man darf auch über den Literaturpapst stänkern. Respekt vor dem Alter? – Wer so austeilt wie MRR, muss einstecken können. Aber bitte in der Sache. Aber ein Hinweis wie der, dass seine „Eitelkeit kein Geheimnis“ sei … also die von MRR. Und dass dieser „wohl“, wenn „hätte“ … Also ich muss schon sagen: ganz und gar uneitel, dieser Lars L. von der Gönna! Nicht dass es noch so weit geht, dass er seinen Piss demnächst einfach nur mit „Lars Gönna“ unterzeichnet. Ich finde ja dieses „L.“ noch geiler als den Adelstitel! Aber er soll sich ja auch nicht gehen lassen.

Ach, eins noch. Niemand ist heilig. Auch ein deutscher Jude nicht, der sich jahrelang vor seinen Mördern versteckt hielt. Ist schon klar, Gönna! Aber müssen Sie dem Gottschalk unbedingt vorhalten,

sich ein reinrassiges Kulturgewächs ans Mikro zu holen, das nicht mehr viel zu verlieren hat, …

MRR ist also "ein reinrassiges Kulturgewächs". Muss man erst einmal drauf kommen! "Das nicht mehr viel zu verlieren hat". Aha. Wahrscheinlich altersbedingt. Das war vor 70 Jahren natürlich noch ganz anders. Da hatte MRR noch relativ viel zu verlieren, zum Beispiel sein Leben, das allerdings derzeit nicht als "reinrassig" gegolten hat.

Werner Jurga, 13.10.2008

 

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