Ein kleines Glück

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Wenn Sie regelmäßig oder auch nur gelegentlich diese Homepage „besuchen“, wie man so sagt, müssten Sie eigentlich beide schon kennen. Sowohl den Wolfram Weimer als auch Gilda.

Gilda hilft mir bei dieser Webseite in vielerlei Hinsicht, kümmert sich um unsere Tochter, wenn meine Frau und ich während der Schulzeit mal wieder Gott weiß wo stecken, und - nun komme ich zu den beiden hier interessierenden Dingen – versorgt mich mit wichtigen online erschienenen Texten. Außerdem messen wir beide uns noch in einem Börsenspiel.
Sie wissen doch, was ein Börsenspiel ist: man nehme einen dicken Batzen Spielgeld, und wer dies am tollsten vermehren kann, hat gewonnen. Und wie es der Teufel so will, stehen wir beide gegenwärtig reichlich in der Grütze. Macht nichts; ist ja nur ein Spiel.
Den Wolfram Weimer könnten Sie auch kennen, wenn Sie hier kein Stammgast sein sollten. Der ist nämlich Herausgeber und Chefredakteur des Monatsmagazins „Cicero“, also sozusagen intellektueller als intellektuell. In steter Regelmäßigkeit warnt er vor den seines Erachtens dramatischen Folgen einer aus dem Ruder laufenden Staatsverschuldung. Die armen Kinder! Und natürlich die damit verbundenen Inflationsgefahren.
Aber jetzt machte mich Gilda auf sein neuestes Werk aufmerksam. Titel:

Eine Krise für die Armen

Und weil dieser Aufsatz in der Tat sehr beachtlich ist (ich musste mir mehrmals die Augen reiben und konnte es immer noch nicht glauben), hat Wolfram Weimer ihn gleich an verschiedenen Stellen publiziert. Klar: im Cicero, aber auch auf der Achse des Guten,
und nicht zuletzt – ganz wichtig – auch in der Aachener Zeitung.

Das Bemerkenswerte ist weniger, dass Weimer diesmal nicht vor Inflation warnt, sondern vor Deflation. Okay, es ist schon ein Hammer, dass der Chef-Intellektuelle es sich wagt, dieses böse D-Wort so unbefangen in den Mund zu nehmen bzw. in die Tasten zu tippen: die sich ausbreitende Deflation. Respekt!
Bemerkenswert ist, was er mit dem Titel meint: Eine Krise für die Armen. Sollten Sie jetzt meinen, was soll´s, eine Krise trifft doch eigentlich immer am härtesten die Armen, dann, ja dann …
Ich will Sie nicht kränken; also formuliere ich vorsichtig. Der Denker möchte uns nicht dieses mitteilen, sondern eigentlich eher das Gegenteil. Machen Sie doch einfach mal Ihre Augen auf; dann sehen Sie es doch auch:

Das Glück der Kleinen im Unglück der Großen

Eben, bei Aldi und Lidl wird es noch einmal billiger, der Sprit … und die Abwrackprämie fällt bei richtigen Autos ja auch kaum ins Gewicht. Boom in der Kompakt-Klasse.
Gilda schickt mir den Link mit dem Kommentar: Sehe ich genau so. Ich merk auch nix von Krise. Die Arme! Äh: Glück gehabt!
Ob Wolfram Weimer auch bei so einem Börsenspiel mitmacht? – Keine Ahnung. Vielleicht kann aber ein großer Geist auch einfach so dahinterkommen:
Die sich ausbreitende Deflation bereitet insgesamt den Reicheren Sorgen ... – schreibt er. Doch leider, leider fügt er hinzu: bislang zumindest.

Denn leider hat es eine Deflation so an sich, dass es irgendwann nicht mehr reicht, die Plörren billiger zu verkloppen. Man muss dann Leute rausschmeißen oder ganz pleite machen. Dann müssen die Überlebenden ihre Plörren noch billiger verkloppen, dann Leute rausschmeißen oder ganz pleite machen. Daraufhin müssen die dann immer noch Überlebenden ihre Plörren noch billiger verkloppen, Leute rausschmeißen und / oder ganz pleite machen. Und so weiter, und so fort. „Abwärtsspirale“ nennt man so etwas. Jedenfalls dann, wenn es sich um einen normalen (nicht in Anführzeichen! Kapitalismus!) konjunkturellen Abschwung handelt.
Gegenwärtig haben wir es aber nicht mit einer popelnormalen Rezession zu tun, sondern mit einem globalen ökonomischen Zusammenbruch. Dann sagen wir nicht „Abwärtsspirale“, sondern einfach „Absturz“.

Nun lesen Sie vermutlich in allen möglichen Beiträgen, kein Mensch wisse, wann der zu Ende sein wird. Stimmt. Aber im Gegensatz zu einer Abwärtsspirale bekommt man nämlich bei einem Absturz ganz leicht mit, wenn man unten angekommen ist. Man merkt es am Aufprall.

Werner Jurga, 09.03.2009

 

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