Doris Janicki

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Ehrlich, ich kenne Doris Janicki eigentlich gar nicht. Klar, aus der Zeitung. Aber – warum auch immer – hat sich mir ihr Bild nicht so eingeprägt, dass ich sie erkannt hätte, als eine gemeinsame Bekannte mich im Sommer an den Tisch der Damen gebeten hatte. „Das ist doch Doris Janicki, die Bürgermeisterin!“

filmreif:
die Bürgermeisterin
(nur echt mit Künstler und Top-Mann)

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Foto: Grüne Duisburg

Nun: ich rede mit Grünen. Ich hatte im Laufe meines fortgeschrittenen Lebens auch schon häufiger die Ehre, mit Bürgermeistern parlieren zu dürfen (ob nun von der SPD, der CDU oder von den Grünen). Und wenn mich zwei reizende Damen an den Tisch bitten, habe ich in der Regel eher Angst, das Angebot auszuschlagen. Im Sommer war die Angst, mich dazu zu setzen, offenbar größer. Klassisches Macho-Problem: bei starken Frauen gehen sie stiften. Wenn ich jetzt so ein starker Typ wäre wie der Karl z.B. ...
„Ja klar, aus der Zeitung“, erwiderte ich. „Die schreiben ja im Augenblick gar nicht nett.“
Warum hätten „die“ auch sollen. Frau Janickis Lebensgefährte, ein Künstler, hatte soeben eine lukrative Stelle bei der Stadt Duisburg antreten können – unter Umgehung der üblichen enervierenden preußischen Ausschreibungs- und Bewerbungsverfahren, in Windeseile, deshalb „notgedrungen“ verschobener Kompetenzstrukturen. Klare Sache, die Sache war nicht sauber. Und Sie erinnern sich, wie in Duisburg der Kulturdezernent heißt? Richtig: Karl Janssen.
Es ist also gar nicht so lange her, dass ich mein Interesse an der Bürgermeisterin entdeckt hatte. Davor ist mir hin und wieder mal aufgefallen, dass die Leute bei den Grünen, die ich für ganz okay halte, von ihr immer wieder mal platt gemacht wurden. Aber erstens habe ich nichts mit den Grünen am Hut, und zweitens wird das von mir auch nur wieder so eine Macho-Wahrnehmung gewesen sein – da erkläre ich mich für befangen.

Links oder Rechts?

Denn Macho-Wahrnehmungen habe ich. Ein Beispiel: vor ein oder zwei Jahren gab die gute Doris ein Telefon-Interview zum Thema Ausländer in Duisburg. Surfen Sie einfach mal durch diese Internet-Site, und Sie werden unschwer entdecken, dass ich mit „Multikulti“ nichts zu schaffen habe. Fragen Sie meine Freunde: „Multikulti“ hatte ich schon vor Jahrzehnten zur deutschen Übersetzung von Apartheid erklärt. Egal: da am Telefon hat dann die Frau Bürgermeisterin mal so richtig losgelegt: was ihr hier an den Türken nicht passe, und dass sie es leid sei, und mangelnder Integrationswille usw. usf.
Abgesehen davon, dass ich eine gezielte Bösartigkeit einem Migräne induzierten Hysterieanfall vorgezogen hätte: es kommt nicht nur darauf an, was man, sorry. frau sagt; sondern auch, wem es gesagt werden soll. Frau Janicki erkundigte sich freilich, soweit enorm professionell, und der junge Mann am Telefon antwortete wahrheitsgetreu, er sei von der „Jungen Freiheit“. Ach, dachte sie sich, das ist doch die linke Zeitung von der PDS-Jugend; denen werde ich mal was erzählen – von wegen: alle Ausländer sind toll. Hätte sie mal besser nicht gedacht. Die PDS-Jugendblatt hieß (und heißt) nämlich immer noch wie zu FDJ-Zeiten „Junge Welt“. Ich habe mich inzwischen belehren lassen, dass man die nicht unbedingt kennen müsse, die „Junge Freiheit“. Auch ich würde diese Zeitschrift nicht unbedingt empfehlen; ich kenne sie halt seit 30 Jahren. Behörden dürfen sie nicht als rechtsextremistisch einstufen, ich z.B. aber schon. Grüne erzählte den Braunen mal klipp und klar, was von den Kanacken zu halten ist ... das gab natürlich Punkteabzug! Es stimmt, es muss ja nun wirklich nicht jeder in Politik seinen Doktor machen. Aber, Fräulein Doris, wenn Sie das nächste Mal ihre Backen aufpusten wollen (um zu pfeifen, versteht sich), aber nicht so ganz genau wissen, wie es geht – merken Sie sich einfach das folgende Wort: GOOGLE.

Gesund oder Krank?

Okay, in diesen Tagen hat Madame ganz andere Sorgen. War sie nun in Wuhan letzte Woche krank oder nicht? Ich weiß es natürlich auch nicht (um dies hier mal gerichtsfest zu machen). Ich z.B. war nämlich krank (die beiden letzten Wochen); also war ich im Bett –allerdings in Rheinhausen und weder mit Schüttelfrost noch mit Doris Janicki. Ich konnte vorgestern auch nicht die Versammlung des SPD-Ortsvereins besuchen, der sich – unabhängig von diesen Geschichten – vorgenommnen hatte, sich schwarz-grün in Duisburg vorzuknöpfen. Ich beziehe mich also ausschließlich auf die Berichterstattung in der WAZ. Damit es nicht unlesbar wird, sehen Sie mir bitte nach, dass ich auf die Angabe des Datums, des Autors und der Rubrik (also neben Duisburg auch in Politik, Kommentar, Kultur) verzichte. Weiter verzichte ich auf Vollständigkeit: die Dateien auf dem Monitor und die Schnipsel auf dem Schreibtisch machen schon was her – haben viel geschrieben, die WAZ-Leute, z.B.:
„Es fehlten nach Angaben der Informanten allerdings die Duisburger Dezernenten und eine Spitzenpolitikerin.“
Nun waren es drei Dezernenten: Herr Rabe musste dringend mal zum Anwalt, sagt er. Logisch, ist ja der Rechtsdezernent. Herr Dr. Langner, endlich mal einer mit SPD-Parteibuch, ist der Kämmerer, der Kassenwart; der muss darauf aufpassen, dass das Geld im Stadtsäckel für was Vernünftiges ausgegeben wird und nicht unnützt verplempert wird. Vernünftig könnte ja z.B. die Partnerschaft mit Wuhan sein, da ist mein Genosse – in der SPD duzen wir uns -, also der Peter, der ist einfach mal mitgefahren, und, wieder aus der WAZ, der Peter
„sei mit Neugier nach China gereist, wollte die Lebensumstände der Menschen mitbekommen und ´mal Leute sehen:“
Ja, wir Sozis, wir interessieren uns, wir sind die Aufgeschlossenen, die Weltoffenen. Und ob die Stadt sich das leisten kann, Peters „Neugier“ auf China zu bezahlen, wer sollte das besser wissen als er selbst?
Der dritte Dezernent ist der uns eingangs schon begegnete Karl Janssen, Beigeordneter für Jugend und Kultur, habe – Achtung! -
„um neun Uhr einen anderen Termin wahrgenommen“.
Ja, das glaub´ ich; denn, nächster Satz:
„Bürgermeisterin Doris Janicki ... blieb bei ihrer Darstellung, an dem Vormittag krank mit Schüttelfrost im Bett gelegen zu haben“, was ein Mitreisender in Abrede stellt. Er hat der WAZ schriftlich gegeben, die beiden zur besagten Zeit zusammen frühstücken gesehen zu haben. Nochmal gerichtsfest: ich weiß es echt nicht.

Irgendwie auch egal

Mir ist es auch ehrlich gesagt ziemlich wurscht, mit wem denn Frau Janicki im Bett schüttelt, ob mit dem Frost oder mit dem „anderen Termin“. Mir ist auch ihr Künstler egal; denn den hat man ja gut versorgt. Ich bin auch kein bisschen neidisch auf ihr vermeintliches Glanz- und Glamour-Leben, echt nicht!
Im letzten Zitat, das in allen Möglichen (grammatischen) Formen immer und immer wieder gebracht wurde, hatte ich etwas weggelassen. Statt der Pünktchen stand da:
„die versichert, ansonsten an allen Terminen teilgenommen zu haben“:
Noch ein wenig aus der WAZ, der letzte Eimer Gülle:
„Für erhebliche Peinlichkeiten sorgten ... allerdings einige Mitglieder der städtischen Delegation, darunter Ratspolitiker und Dezernenten ... Auf Bürgermeisterin Doris Janicki (Grüne) musste die Delegation mitunter länger warten. Mal soll der Grund ein ausgedehnter Einkaufsbummel, mal der wohl viel zu kurze Schlaf nach feucht-fröhlichem abendlichen Ausklang gewesen sein. Die Bürgermeisterin, die die Reise gemeinsam mit dem Delegationsteam leitete, betont, ...“
Sie haben Recht: es reicht jetzt. Es ist wirklich scheißegal, wer wann shoppen geht, oder auf foto-shooting, oder in den Puff, oder zusammen aus dem Konzertsaal Richtung Klo. Im Grunde sind mir diese Kanaillen lieber als die ganz Zwanghaften, die mit der „Hochkultur“ im Grunde genauso wenig anfangen können wie ich oder die beschriebenen Polit-Ballermänner, aber dennoch ein Heidengeld für vermeintliches Sozialprestige, sprich: Kompensation von Minderwertigkeitskomplexen, ausgeben.
Deshalb sind mir ehrlich gesagt auch die paar Kröten, die der Spaß kostet, ziemlich schnuppe: bei jedem anständigen Vertragsabschluß eines ordentlichen Mittelständlers wird ja auch ordentlich die Sau rausgelassen.

Der Schaden für den Ruf der Stadt wird beklagt; klar: zu Recht. Ich könnte jetzt meine Sorgenfalten auf die Stirn legen und die Auswirkungen auf das Vertrauen in die Demokratie beklagen. Ja, da wäre auch was dran; aber ich würde zur Not mithelfen, dem Volke zu erklären, dass bei den chinesischen Parteibonzen noch ganz anders die Post abgeht.
Nein, nein, was mich wirklich ankotzt, ist nicht der Habitus dieses Personenkreises – Ballermänner wie Du und ich:
„Vor vielen Zeugen - auch vor mir - outeten sich Ratsmitglieder als "Kulturbanausen". Die Fußball-Ergebnisse des MSV Duisburg stießen im Bus auf größeres Interesse als der Anlass der Reise. Die Dezernenten stellten sich der Allgemeinheit nicht einmal vor. Der Kulturdezernent Karl Janssen wandte sich bei der Abschiedsfeier mit einer einzigen Rede ans Orchester, vergaß zunächst sogar, sich beim Intendanten des Orchesters, Dr. Alfred Wendel, zu bedanken,“
der Mann von Welt.
Was mich diesen Typen gegenüber etwas fremdeln lässt, ist ihre stets wilde Entschlossenheit, im Aufstiegs- wie im Abstiegskampf. Das Prekariat in den feinen Klamotten und mit dem klein bisschen Was zu Sagen will nie (wieder?) so behandelt werden, wie es meint, Ballermänner behandeln zu müssen.
Manchmal bin ich in Sorge, das geht bei denen etwas zu Lasten der Menschlichkeit.

Aber letzte Woche noch in China, da war et doch schön, näh Doris?!


Werner Jurga, 20.10.2007
 

 

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