Das bedeutendste Ereignis

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

 

Jetzt einmal Hand aufs Herz: Was war aus Ihrer Sicht das bedeutendste Ereignis im Jahr 2009 ? Ich meine, das kann man doch ruhig fragen. Das hat der Kölner Stadtanzeiger (ksta) seine Leser nämlich auch gefragt. Und – im Gegensatz zu mir – sogar eine Antwort erwartet. Und auch reichlich Antworten bekommen.

 

Das sage ich ja immer: wer viel fragt, bekommt auch viele Antworten. Das ist nicht immer besonders clever, insbesondere dann nicht, wenn man eine Antwort erwartet. Ganz schlecht. Total bescheuert, wenn man eine ganz bestimmte Antwort erwartet. Wie leicht kann so etwas zu einer Enttäuschung führen. Fragen Sie also nicht so viel! Denken Sie immer daran: es fällt leichter, um Verzeihung zu bitten, als um Erlaubnis zu fragen.

Gut, man kann natürlich die Leute nach ihrer Meinung fragen; das heißt dann befragen. Oder man fragt, wie der Kölner Stadtanzeiger (ksta), was für die Leute bedeutend war. Es bleibt offen, was mit „bedeutend“ gemeint ist. Das hätte der Stadtanzeiger zwar ganz bedeutungsvoll erklären können; da aber klar war, dass sich mit dieser unbedeutenden Frage alle möglichen ebenso unbedeutenden Menschen befassen werden, wurde darauf verzichtet. Stattdessen hat der Kölner Stadtanzeiger zehn Antwortmöglichkeiten vorgegeben und zusätzlich noch, damit sich niemand nach einer Antwort aus dem Bereich Sport, Privatleben oder so, dumm und dusselig sucht, die Themengebiete drüber geschrieben: Katastrophen, Todesfälle, Weltpolitik.

 

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Nun also noch mal die Frage: Was war aus Ihrer Sicht das bedeutendste Ereignis im Jahr 2009 ? Sie können vielleicht auch noch mitmachen. Die Abbildung oben entstand heute, also am Sonntag, den 27. Dezember 2009, so gegen 17:00 Uhr. Nur zu!

Die Grafik oben ist übrigens ein Bildschirmschuss. Und ich weigere mich, Bildschirmschuss auf Englisch zu übersetzen. Hier wird nämlich Deutsch gesprochen. Der Verein Deutsche Sprache e.V. hat völlig Recht. Es heißt: "Englische Wörter im Deutschen machen die deutsche Sprache modern" und deswegen erfinden die Leute Denglisch. Blöd sowas, und irgendwie gemein: „Die flüchtige Ausdruckskraft des Denglischen zehrt von der Missachtung und Verletzung tradierter sprachlicher Regeln und Bezeichnungen.“

Genau! Sehen wir uns also den Bildschirmschuss genauer an! Unangefochtener Spitzenreiter, inzwischen auf über 29 % geklettert, ist der Einsturz des Historischen Archivs in Köln. Gut, gerade der wird bei Ihnen vermutlich nicht auf dem bedeutenden Platz Eins stehen. Aber bedenken Sie bitte: der Stadtanzeiger ist ein Kölner, viele seiner Leser auch, und so können wir das Historische Archiv getrost knicken.

 

Aber bezogen auf die anderen neun Antwortmöglichkeiten dürfte sich der Kölner an sich nur unwesentlich vom Duisburger an sich unterscheiden. Oder vom Rheinanwohner an sich, vielleicht nicht einmal vom Deutschen an sich.

Na sicher, das Ergebnis der Umfrage ist nicht repräsentativ, da die Teilnahme an der Umfrage freiwillig ist und somit kein statistischer Bevölkerungsquerschnitt befragt wird. Denn Menschen, die bei so etwas mitmachen, könnten anders denken, als Leute, die dafür keine Zeit haben. Und, ohne seniorenfeindlich sein zu wollen: unter den über 70-Jährigen ist die Diffundierung mit Internet-Anschlüssen immer noch etwas geringer.

Aber davon abgesehen ist es schon interessant zu sehen, was die Leute für bedeutend halten, und was nicht. Exakter: was viele Menschen für bedeutend halten, und was nur wenige. Ich habe mir das Zwischenergebnis von 19:30 Uhr genommen. Bis dahin hatten 2490 Leute teilgenommen (gegen 17:00 Uhr waren es erst 2235). Und eine „Hitliste“ angefertigt; so sieht sie aus:

 

Einsturz des Historischen Archivs in Köln 29,16 %

Minarett-Verbot in der Schweiz 11,69 %

Schwarz-Gelb gewinnt Bundestagswahl 9,84 %

Airbus-Landung auf dem Hudson River 9,36 %

Tod von Michael Jackson 8,76 %

Selbstmord von Torwart Robert Enke 8,51 %

Friedensnobelpreis für Barack Obama 3,45 %

Schweinegrippe 6,02 %

Kundus-Affäre 2,97 %

 

 

2490 (meist) Kölner mit Internet-Anschluss, die am Sonntag Abend in der Ferienzeit nichts Besseres zu tun haben, als an solch einer bescheuerten Umfrage teilzunehmen. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ. Es kann gar nicht repräsentativ sein! Das sagen die ja selbst. Also bitte!

Sonst müsste man ja annehmen, dass mehr als dreimal so viele Leute …

Dann wäre es ja so, dass …

So ein haarsträubender Unsinn. Nee, das kann ja gar nicht!

 

Werner Jurga, 27.12.2009

 

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