Auflösung

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

Mit Spannung erwartet, nun liegt sie vor: die Auflösung unseres Homepage-Quiz. Oder Quizes. Oder so.
Kurz zur Erinnerung: zur Auswahl standen fünf Personen. Ihre politische Bildung war gefragt. Sie mussten herausfinden: wer gehört nicht zu uns. Welche oder welcher der fünf Menschen – wir haben natürlich gegen nichts und niemanden irgendetwas – gehört schlichtweg nicht dazu?

Zur Auswahl standen: Ralf Jäger, ein Neanderthaler, Henryk M. Broder, Peer Steinbrück und Silvana Koch-Mehrin.
Nun also die Auflösung. Wir hatten Ihnen Anonymität und Diskretion versprochen, obgleich schon das eine das andere überflüssig macht. Dennoch oder deshalb: wir haben unser Versprechen eingehalten. Aber Sie wissen ja, wie das heutzutage mit der geheimen Wahl alles so läuft: Wahlnachfragen und dann Handys, Internet und Twitter. Schon ist alles raus. Dies sind die uns vorliegenden, keineswegs repräsentativen Ergebnisse.

Mit großem Abstand (etwa 38 Prozent – bis zu drei Prozentpunkten Abweichung nach oben oder unten möglich) führt Silvana Koch-Mehrin. Okay, das mag daran liegen, dass die tüchtige FDP-Europapolitikerin gestern in den Schlagzeilen war. Aber dennoch: ich bin richtig zornig. Hatte ich nicht ausdrücklich darum gebeten, auf jegliche Art von Rassismus, Sexismus und Antisemitismus zu verzichten?!
Und nun anzukommen und zu meinen, Frau Koch-Mehrin gehöre einfach nicht dazu. Das ist für mich die reinste Frauenfeindlichkeit, untere Schublade. Wie ich so etwa 38 Prozent meiner Leser einschätze, dürfte sie der Doppelname noch zusätzlich angefeuert haben. Pfui! Sexismus pur. Also falsch. Ätsch: verloren!

Ich habe doch auch extra noch einen (von wegen: kleinen) Tipp gegeben: Sie müssen sich einfach nur klarmachen, wer wir ist – hatte ich geschrieben. Wir – da muss es doch bei Ihnen klingeln!

Wir in NRW

So, und Frau Koch-Mehrin ist zwar ständig in Europa. Wo immer das auch sein mag, Brüssel, Straßburg oder so. Aber erstens ist sie da so oft nun auch wieder nicht. Und zweitens kommt sie aus NRW. Ich könnte mich richtig ärgern. Fast vierzig Prozent Frauenfeinde. Nun ja …

An zweiter Stelle wurde – unseren nicht-repräsentativen Daten zufolge – der Neanderthaler genannt. Okay, ein Kerl. Kunststück: die vier verbliebenen Personen sind ja allesamt männlich. Aber warum und wieso kommen die Leute (immerhin um die zwanzig Prozent) ausgerechnet auf den Neanderthaler?
Weil der nicht so oft in den Medien ist?! Quatsch mit Soße. Der Fall ist doch klar: weil etwa jedem fünften Leider seine Fresse nicht passt! Und das ist Rassismus pur.
Widerwärtig. Das muss man sich nur mal vorstellen: es ist gut möglich, dass wir Sapiensmenschen den, also die Neanderthaler einfach ausgerottet haben. Aber jeder Fünfte hat rassistische Vorurteile gegen Neanderthaler! Im 21. Jahrhundert. Unfassbar.
Dabei sollte doch eigentlich jeder wissen, dass sich das Neandertal ganz in unserer Nähe befindet. Bei Mettmann, an der Düssel – für Ortsunkundige: daher kommt der Name Düsseldorf.

Fazit: meine ausdrückliche Ermahnung, dass Rassismus, Sexismus und Antisemitismus auf dieser Webseite keinen Platz haben hat nicht allzu viel gefruchtet. Jedenfalls nichts in Bezug auf Rassismus und Sexismus. Erfreulich ist nur, dass vom Antisemitismus tatsächlich nur sehr wenig zu spüren war. Auf Henryk M. Broder entfielen nämlich nur rund zwei bis drei Prozent. Letzter Platz, wahrscheinlich sogar noch weniger als Ralf Jäger, der zweifellos einer von uns ist. Bei Peer Steinbrück gab es deutlich mehr Zweifler. Kein Wunder bei dem norddeutschen Akzent.
Aber so sind wir in NRW. Weltoffen, vorurteilsfrei, sogar gegenüber recht eigenartigen Typen. Gut, er ist nicht hier geboren. Aber er ist einer von uns, der Peer Steinbrück.

Also klar: Henryk M. Broder gehört nicht dazu. Wie gesagt: nicht hier geboren: an sich kein Problem. Hatte dann alle Chancen: in Köln Abi gemacht und studiert. Die Welt stand ihm offen. Ja, und genau das ist es. Das hat er dann auch gemacht. Wie die so sind: ab nach Hamburg, nach Israel, jetzt Berlin. Klar, kann er machen. Nur: er ist halt keiner von uns. Schon fast vierzig Jahre lang nicht mehr. Nicht mehr hier. Wir – in NRW.

Werner Jurga, 16.07.2009

 

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