27.12.2007

Die politische Internet-Zeitung aus Duisburg

So, die Weihnachtstage sind vorbei. Wir haben lecker gegessen, hier und da sind ein paar Pfunde hinzugekommen, und damit wir darüber nicht allzu sehr in Kummer geraten, haben wir - na ja: sagen wir: hat der ein oder andere am heiligen Abend und viellicht sogar am ersten oder zweiten Weihnachtstag sich mal ein leckeres Tröpfchen gegönnt.
Schwamm drüber, Weihnachten ist ja nur einmal im Jahr. Andererseits weisen die Zahlen darauf hin, dass wir uns auch übers Jahr hinweg durchaus sehen lassen können.
Detlef Fechtner schreibt in der heutigen Ausgabe der WAZ:

 Nüchtern betrachtet sind viele betrunken

Denn für den Durchschnittsdeutschen hat er aus dem statistischen Material folgende Tagesdosis errechnet:
ein Alko-Potpourri von fast einer 0,33-Liter-Flasche Bier, einem halben Glas Wein und einem kleinen Schnaps – mein lieber Kokoschinski! Denn berücksichtigt man, dass Kinder (hoffentlich) nichts trinken und es ja eine Menge Abstinenzler gibt, kommt ein großer Teil der Deutschen auf mindestens die doppelte Menge – tagtäglich.

Wollen wir mal nachrechnen: 0,33 Bier machen 16 g reinen Alkohol, ein halbes Glas Wein 10 g, das kleine Schnäpschen bringt nur 4 g. Summa summarum: 30 Gramm reinster Alkohol. Mindestens da Doppelte bedeutet dann ja wohl: ab 60 g aufwärts. Jeden Tag, bestimmt die Hälfte der Deutschen. Eine Frau ist ab 60 Gramm stramm. Wir müssen davon ausgehen, dass wir Männer, um das Schlimmste zu verhüten, uns dazu aufopfern, uns täglich etwas mehr reinen Alkohol in die Birne zu kippen. Denn um auf diese urchschnittswerte zu kommen, können wir die Damen nicht einfach so im Regen, äh: im Likörchen stehen lassen.
Fazit: Nüchtern betrachtet sind viele betrunken.
Dass diese permanente Alkoholzufuhr unser Sozialverhalten möglicherweise beeinflussen könnte, dürfte Ihnen allen bewusst sein. Dass übertriebener Alkoholkonsum die Gefahr nach sich zieht, selbst unser Sexualverhalten, zwar nicht in Richtung Leistungsfähigkeit, so doch im Trend zur Hemmungslosigkeit zu verändern, ist ebenfalls bekannt. Immer wieder traurig, oft willentlich in Kauf genommen.

Wesentlich seltener machen wir uns klar, dass auch „die Nahrung einen großen Einfluss auf unser Verhalten und unsere Gedanken hat“.
Diesen Hinweis verdanken wir Abdul Basit Tariq, und das darf er auch ruhig einmal sagen; denn, wie er ebenfalls völlig zu Recht feststellt: „Wir haben Meinungsfreiheit.“ Und – noch klarer betont im Grundgesetz – Religionsfreiheit. Und an dem Glauben des Herrn Tariq ist auch gar nichts auszusetzen, wenn er glaubt: 

Der Mensch ist, was er isst.

Abdul Basit Tariq ist der Imam der Berliner Ahmadiyya-Gemeinde. Als solcher lehrt er, dass „Tiere, die Pflanzen fressen, ruhiger sind als solche, die Fleisch fressen.“ Deshalb würde auch ich dazu raten, zum Zwecke der Nahrungsaufnahme vornehmlich pflanzenfressende Tiere anzufallen und auf Fleischfresser so weit wie möglich zu verzichten.
Wenn Sie sich beispielsweise vor lauter Hunger über einen Tiger hermachen wollen, könnte die Sache allzu leicht nach hinten losgehen. Sollten Sie sich allerdings auf den Verzehr bereits getöteter Tiere kapriziert haben, könnte man leicht annehmen, die Speisegewohntheiten des bereits ins Jenseits beförderten lieben Tierchens seien ziemlich egal. Sind sie aber nicht. Eine solche oberflächliche Sichtweise ist völlig unhaltbar – in kulinarischer, in ökotrophologischer und in theologischer Hinsicht.
Nehmen wir uns, sagen wir mal: das Schwein. Das Schwein ist echt ein Schwein. Nicht unbedingt ein schwules Schwein, aber bei den heutigen Besamungsmethoden in der industriellen Landwirtschaft ..

 

Imam Abdul Basit Tariq

tariq

„Wer Schweinefleisch isst, wird schwul!

nicht besonders aktuell, dafür umso aufschlussreicher:
ein Interview in der taz

wahrscheinlich alle schwul, die Schweine. Schwule Schweine – ein Stabreim. Stabreim, verstehen Sie, ich lach´ mich tot“. Hahaha, Stabreim – schwules Schwein. Na, Spaß beiseite, werden wir mal wieder sachlich. Also: das Schwein ist ein schamloses Tier. Sagt der Imam; sagen wir aber auch im Deutschen: „Du Schwein!“ oder „Du Sau!“ oder „Du Ferkel!“ Mir diesen Schimpfwörtern unterstellen wir dem damit Bedachten ja auch ein hohes Maß an – mmmh, wie sagt man, ach ja, Danke Hochwürden – Schamlosigkeit. Und wir erinnern uns an die Worte des Imamen: „Der Mensch ist, was er isst.“
Ja, verstehen Sie doch endlich: „ein schamloses Tier wie das Schwein prägt oder unterstützt die Ausprägung gewisser Verhaltensweisen des Konsumenten.“ Abdul Basit Tariq will damit sagen:

„Wer Schweinefleisch isst, wird schwul!“ 

Werner Jurga, 27.12.2007

P.S.: einer meiner besten Freunde, nein: mein bester Freund ist schwul. Huch! Er ist Vegetarier; er lebt mit einem Veganer zusammen. Ziemlich verbissener Veganer. Aber trotzdem ist der so lieb, also der Freund von meinem  Freund, und legt mir schon mal eine Wurst oder ein Schnitzel auf den Grill, wenn ich mir gerade kräftig einen trinke.

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