ausgerechnet vor Weihnachten
pflegte meine Mutter immer zu sagen, wenn in der Adventszeit schlechte Nachrichten aus der großen, weiten Welt eintrafen. Okay, die Adventszeit ist noch nicht angebrochen; doch aber Mitte November war in diesen Fällen diese Bemerkung fällig. Nun ist meine Mutter schon lange tot; aber ihr Geist lebt weiter. Nicht nur in meinen Brüdern und mir, sondern gewiss auch in vielen Frauen (und Männern?), die z.B. die „Neue Welt für die Frau“ lesen – dazu morgen mehr.
Heute bleiben wir mal bei der WAZ. Da hätte meine Mutter gewiss Anteil genommen am Aufmacher mit großem Foto, am Schicksal des Franz Müntefering, der dem Horst Köhler fehlen wird. Daneben in immer noch recht fetten Lettern die Frage: „Muss der Vater sein uneheliches Kind sehen?“ Daneben der Kommentar dazu: „Ein Kind ist allein“. Da auch sie ein uneheliches Kind „angedreht“ bekommen hatte, nämlich mich, wäre meine Mutter schon mit der oberen Hälfte der heutigen ersten WAZ-Seite emotional völlig ausgelastet gewesen. Gut so ... Es wäre ihr wohl erspart geblieben, ganz hinten im Politik-Teil die ganz kleine Reuters-Meldung lesen zu müssen:
Taliban auf dem Vormarsch
Dort erfahren wir, dass die Taliban „inzwischen weite Teile Afghanistans kontrollieren“. Die NATO müsse einer Studie zufolge ihre Truppenstärke verdoppeln, um die Gotteskrieger auch nur „einzudämmen“. Schwer vorstellbar, wie also: bei wem dies politisch durchsetzbar sein könnte. Also bleiben die Taliban „in ganz Afghanistan auf dem Vormarsch und könnten bald vor Kabul stehen“
ausgerechnet vor Weihnachten
die Russen sind ja auch nicht mit der Wahrheit rausgekommen und wollten es nicht wahrhaben, damals, als Taliban & Co. noch “Freiheitskämpfer†hießen.
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